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124 Wissenschaften Der Fokus auf Rationalität im Humanismus führte zur Durchführung unzähliger Experimente, um begründete Antworten auf immer neue Fragestellungen zu erhalten. Die Forschenden dieser Epoche versuchten, Erklärungen für bis dahin Unergründbares zu erhalten. Erfindungen wie das Mikroskop oder das Chronometer erleichterten ihnen die wiederholte und gezielte Durchführung von Versuchen. So wurde das Fundament für die auf empirischen Daten beruhenden Naturwissenschaften gelegt. Anatomie Der humanistische Zeitgeist wurde von einem beinahe unstillbaren Verlangen nach neuen Erkenntnissen und Einsichten gelenkt. Sehr zum Missfallen der Kirche beschäftigten sich zahlreiche Gelehrte sowie Künstlerinnen und Künstler mit dem Sezieren von Leichen, das offiziell verboten war. Durch die Untersuchungen toter Körper, die sie sich heimlich beschafft hatten, erhofften sie sich Einblicke in das physiologische Innenleben der Menschen: Aufbau und Position der Knochen, Verlauf der Blut- und Muskelbahnen etc. Der berühmte Maler, Forscher und Erfinder Leonardo da Vinci hinterließ zahlreiche Skizzen genauer menschlicher Anatomie, die darauf hinweisen, dass er an Sektionen teilnahm. Leonardo da Vinci – Wissenschaft und Kunst In der Renaissance wurden Kunst und Wissenschaft nicht als voneinander unabhängig betrachtet. Keine Person verkörpert das besser als das Universalgenie Leonardo da Vinci (M 4, S. 118 M 2). Er war Maler, Bildhauer, Mathematiker, Architekt, Physiker, Erfinder etc. in einer Person. Neben seinen berühmten Bildwerken hinterließ er etwa 13 000 Seiten an Notizen, Untersuchungen, anatomischen Skizzen und Erfindungen, denen oftmals Naturbeobachtungen zugrunde lagen. Kopernikanische Wende Durch immer bessere Fernrohre kam es auch in der Astronomie zu bedeutsamen Umbrüchen. Im Mittelalter gingen die Menschen noch davon aus, dass die Erde die Mitte des Weltalls war. Dieses geozentrische Weltbild (M 2) wurde vom Astronom Nikolaus Kopernikus widerlegt. Zwar wurde schon in der Antike berechnet, dass die Sonne der Mittelpunkt des Weltalls sei, aber dieses Wissen geriet über die Jahrhunderte – jedenfalls in Europa – in Vergessenheit. Das heliozentrische Weltbild (M 3) von Kopernikus wurde auch vom Mathematiker und Astronom Johannes Kepler (M 1) bestätigt und erweitert. Heliozentrisches Weltbild Galileo Galilei, ein toskanischer Naturwissenschaftler, entwickelte ein neuartiges Fernrohr und bestätigte mit seinen Forschungen ebenfalls, dass die Erde sich um die Sonne drehe – und nicht umgekehrt. Dies widersprach aber den kirchlichen Lehren, wonach die Erde Zentrum des Universums sei. Er musste sogar eine Haftstrafe antreten. Erst als Galilei seine Thesen vor der Inquisition widerrief, wurde er freigelassen. Technische Entwicklungen: Beobachtung der Natur 4.5 M 1: Johannes Kepler (1571–1630), Gemälde um 1620, anonym. Das neue humanistische Weltbild brachte auch eine veränderte Sichtweise des Menschen auf die Natur und das Universum mit sich. Da im Humanismus die menschliche Erfahrung und Rationalität eine gewichtige Rolle spielen, versuchen die Gelehrten Naturphänomene durch Beobachten zu verstehen – und legten den Grundstock für alle Naturwissenschaften. empirisch auf Erfahrung oder Beobachtung beruhend Inquisition, die eine kirchliche Behörde, die damit beauftragt war, Häretikerinnen und Häretiker vor Gericht zu stellen. Tausende Menschen wurden im Mittelalter und in der Neuzeit von Inquisitoren zum Tod verurteilt. 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 MUSTER

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