120 Die Antike wird wiederentdeckt: die Renaissance Mit dem Wiederentdecken antiker Schriften kam auch eine Rückbesinnung auf die antike Kunst. Der Zeitgeist war erfüllt von einer Faszination über diese vergangene Epoche, und die Kunstschaffenden jener Zeit versuchten, an die Leistungen antiker Meister anzuknüpfen; deswegen nennt man diese Kulturepoche die „Renaissance“ (entlehnt aus dem Französischen: „Wiedergeburt“). Literatur und Poesie Einen wichtigen Anteil an der Verbreitung humanistischen Gedankenguts hatten die Übersetzer der Werke aus der Antike. Sie übersetzten sie meist ins Lateinische, wodurch ein viel größeres Publikum Zugang zu den Inhalten erhielt, als im überlieferten Altgriechisch. Aber nicht nur Übersetzungen hatten Konjunktur, zum ersten Mal seit Jahrhunderten wurden wieder eine große Zahl nicht-kanonischer Literatur und Poesie veröffentlicht. Francesco Petrarca (M 1) war ein bedeutender humanistischer Autor jener Zeit. Seine Liebeslyrik wie auch seine niedergeschriebenen Naturbeobachtungen beeinflussten viele zukünftige Autorinnen und Autoren. Seine Werke spiegelten den vorherrschenden Zeitgeist wider und verhalfen den Weltanschauungen des Renaissance-Humanismus auf diese Weise zu einer größeren Verbreitung. Kunst für die Reichen In der norditalienischen Region Toskana entwickelte sich Florenz zum blühenden Zentrum der Renaissancekunst. Die Reichen dieser (und anderer Städte) bestellten große Mengen an Gemälden und Statuen bei den Kunstschaffenden, die sie dadurch förderten. Für wohlhabende Familien wie die Medici wurde es zum Statussymbol, möglichst viele Kunstwerke zu besitzen oder in Auftrag gegeben zu haben. Die Kunst wurde zur großen Nutznießerin dieses sozialen Drucks. Das Mäzenatentum breitete sich auf diese Weise schnell aus und verhalf der Kunst, in Florenz dauerhaft Fuß zu fassen. Aufgrund der in der Renaissance erbauten Häuser, Kirchen und Plätze gilt sie bis heute als eine der prächtigsten Städte der Welt. Verbreitung Kunst und Philosophie Von Italien aus verbreiteten Reisende die Kunde über die Kunst und die revolutionären Ansichten der Renaissance bald über den ganzen Kontinent. Die Bildhauerei, Malerei und Architektur im Stil der Renaissance setzten sich nach und nach in allen europäischen Regionen durch. Die Kunst der Renaissance: ein neues Selbstverständnis 4.3 Heute sind sich Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker darüber einig, dass es kaum eine andere Zeit gab, in der sich so viele Neuheiten in der Kunst etabliert hatten wie um 1500. Die Innovationen betrafen die verschiedensten Bereiche der Bildenden Künste wie die Malerei, die Bildhauerei und die Poesie. Medici, die einflussreiche Familie aus Florenz (15.–18. Jh.), aus der Großherzöge, Päpste und Könige hervorgingen. Die Familie wurde durch Textilgeschäfte reich und investierte in ein modernes Banksystem sowie Kunst, Architektur und Wissenschaft. Mäzenatentum, das die (meist finanzielle) Förderung von Einzelpersonen (Kunstschaffenden, Forschende etc.) oder Institutionen (Universitäten etc.) 5 10 55 15 20 25 30 35 40 45 50 M 1: Francesco Petrarca (1304–1374). Mit dem Lorbeerkranz wurden nach einem wiederaufgenommenen antiken Brauch herausragende Dichter geehrt. Kupferstich nach Zeichnung von Joachim von Sandrart, 1675. MUSTER
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