106 Denk anders! Indien im Mittelalter 3.22 Erste islamische Einflüsse Als es im 8. Jh. zu den ersten Einfällen arabischer Gruppen kam, teilten sich drei Dynastien die Herrschaft am indischen Subkontinent: die Rashtrakuta-Dynastie beherrschte das zentralindische Festland, die Pala-Dynastie verwaltete Bengalen und die Pratihara hatten die Macht über den Nordwesten. Im 10. Jh. unternahm der erste türkische Sultan Mahmud der Große einen ausgedehnten Feldzug nach Indien. 1192 setzte sich Muhammad von Ghur in Nordindien erstmals gegen die herrschenden Dynastien durch. Religiöse Konflikte Mit diesem Erfolg kam es zur Zerstörung buddhistischer Heiligenstätten und Schriften. Die Zerstörung des buddhistischen Klosters Nalanda 1199 gilt als vorläufiges Ende des indischen Buddhismus. Der traditionelle Hinduismus bestand aber weiterhin neben dem Islam. Wenn im Mittelalter mit den Herrschenden die Religion wechselte, so war es gängige Praxis, nicht nur andersreligiöse Stätten zu zerstören, sondern auch die Religionsausübung zu sanktionieren. So mussten die Hindus fortan als „BuchLeute“ eine Sondersteuer zahlen. Das erste indische Sultanat 1206 wurde das indische Sultanat gegründet. Die Herrschaftsordnung im ersten indischen Sultanat war eine militärisch-theokratische Tyrannei: Der unumschränkte Herrscher war religiös legitimiert und durch das Militär gestützt. Die Wirtschaft stützte sich auf ein nichtvererbliches Lehensystem. Es beutete hohe Beamte – zu denen Türken, Araber, Inder und Mongolen gehörten – aus. Bauern und Handwerker mussten bis zur Hälfte ihrer Erträge als Steuern abführen und lebten deshalb in großer Armut. Nur die Kaufleute brachten es zu relativem Wohlstand: Produkte wie Textilien (Bengalen), Schals (Kaschmir), Teppiche (Lahore) und Zucker waren im Handel sehr begehrt. Dieses Delhi-Sultanat bestand bis zur türkisch-mongolischen Eroberung durch Timur 1398. Um 1340 bildete sich unter den Vijayanagar in Südindien ein hinduistisches Widerstandszentrum. Parallel bestand im 15. Jh. das Bahmani-Sultanat. Zu dieser Zeit kommt in Europa nach und nach das Interesse am Seeweg nach Indien auf. 5 10 Im buddhistisch geprägten Indien kam es im 8. Jh. zu ersten Einfällen von muslimischen Gruppen. Seit damals konkurrierten die beiden religiösen Gruppen um die Vorherrschaft. Seit dem hohen Mittelalter ist Indien vor allem von diesem Konflikt geprägt. Diese Auseinandersetzungen wurden von den europäischen Kolonialmächten klug für ihre Zwecke ausgenützt. 30 35 40 45 50 15 20 25 M 1: Das Taj Mahal, erbaut in der Residenzstadt Agra als Grabstätte für Mumtaz Mahal, die Frau des Großmoguls Shah Jahan, Foto, 1962. MUSTER
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