Denkmal 5/6 + E-Book

102 Österreichische Perspektive – die Habsburger 3.20 Erstes Königtum Rudolf I. ging nach seiner Krönung daran, die Königsmacht wiederherzustellen (s. 3.12) und auch den Landbesitz seiner Familie zu erweitern. Sein Sohn Albrecht folgte ihm auf den Thron. Nach dessen Tod waren die Habsburger aber erfolglos bei den Königswahlen und stellten etwas mehr als 130 Jahre lang keinen deutschen König mehr. Erben und Erwerben Die Habsburger suchten während dieser Zeit ihren Einflussbereich und Landbesitz zu erweitern und setzten dabei auf altbewährte Methoden: heiraten, erben, kaufen. So fiel das Kärnten nach dem Tod des letzten Herzogs 1335 durch einen Geheimvertrag an die Habsburger. Margarete von Tirol übergab nach einem langen Streit als letzte Erbin aus dem Haus der Grafen von Tirol 1363 auch Tirol an die Habsburger. „Privilegium maius“ und die Folgen Der junge und ehrgeizige Herzog Rudolf IV. (M 3) ist vor allem durch seine Stiftungen bekannt. Er gründete die Universität Wien und gab auch den Ausbau des Stephansdoms (M 1) in Auftrag. Auch schloss er eine Eheverbindung zur damaligen Königsfamilie der Luxemburger: 1353 heiratete er die Tochter Kaiser Karls IV. Aller Familienbande zum Trotz hatte dieser die Herzöge von Österreich nicht in die Reihe der sieben Kurfürsten aufgenommen: nur diese hatten seit 1356 das Recht, den römisch-deutschen König zu wählen (Goldene Bulle). Rudolf fühlte sich von seinem Schwiegervater übergangen und holte zu einem besonderen Gegenschlag aus. Um seine Familie nun vor alle anderen großen Familien des Reiches zu stellen, gab er die Fälschung einer Urkundensammlung (Privilegium Maius) in Auftrag. 5 Die Stammburg der Habsburger in der heutigen Schweiz war der Ausgangspunkt vieler Auseinandersetzungen der Habsburger mit ihren Nachbarn. Auf der Suche nach einem schwachen Herrscher wurde Rudolf von Habsburg zum deutschen König gewählt – der Aufstieg der Habsburger begann. M 2: Ein mittelalterlicher Chronist berichtet über Herzog Rudolf IV. von Österreich: Herzog Rudolf war der älteste unter den Söhnen [Anm. Albrechts II.], nach dem Tod seines Vaters begann er zu herrschen und er war in dieser Zeit ein Jüngling erleuchtet mit Sinn. Denn er machte neue Figuren und Buchstaben, die vorher noch nie jemand gesehen hat. Mit diesen schrieb er seine Geheimnisse auf, damit sie geheim blieben wenn sie nicht bei ihm waren. Er war auch ein sehr kluger Erforscher und Kenner aller edlen und kostbaren Steine. Der selbe Herzog nahm eine Frau, Frau Katharina, Tochter Kaiser Karls, sie war eine gottesfürchtige Frau und war auch freigiebig, freundlich und voller Gnade für alle, die sie sahen. Chronik der 95 Herrschaften, MGH Dt. Chron. 6, S. 206 f. übersetzt von der Autorin. Q 10 15 20 25 30 35 40 M 1: Der Stephansdom in Wien, Foto, 2014. MUSTER

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