100 Österreichische Perspektive – die Babenberger 3.19 Die Mark im Osten und das Herzogtum Österreich Der erste Markgraf der östlichen Mark (marcha orientalis) ist für das späte 10. Jh. in den Quellen fassbar. In diese frühe Phase der Herrschaft fallen viele neue Klostergründungen im heutigen Niederösterreich. Diese Klöster waren im österreichischen Raum besonders an dem Landausbau und der Nutzbarmachung dieses Landes beteiligt. Unter Leopold III. (dem Heiligen), der mit einer Tochter Kaiser Heinrichs IV. verheiratet war, begann die enge Bindung der Babenberger zum Königshof. Auch gründeten Leopold III. und seine Frau Agnes wichtige neue Klöster (Klosterneuburg und Heiligenkreuz) in der Mark. Aufstieg im 12. Jahrhundert Die Herzöge Bayerns, die Welfen, waren unter Heinrich dem Stolzen ständige Gegenspieler der staufischen Herrscher geworden. Als Strafe für ihren Ungehorsam entzog Kaiser Konrad III. dem Welfen das Herzogtum Bayern und übergab es 1139 seinem Verwandten, dem Babenberger Leopold. Friedrich I. Barbarossa bemühte sich danach um Ausgleich und gab, nach einer Versöhnung, Bayern wieder an die Welfen zurück. Um die Babenberger nicht in ihrem Rang zu erniedrigen, erhob Barbarossa 1156 Österreich zum Herzogtum („Privilegium minus“) (M 2). Die Babenberger waren auch daran interessiert, ihr Herrschaftsgebiet zu erweitern. Von besonderer Bedeutung ist hier der Erbvertrag zwischen Herzog Leopold V. und dem letzten Herzog der Steiermark, mit dem 1192 die Steiermark an die Babenberger fiel. Leopold V. war es auch, der nach einem Streit auf dem Dritten Kreuzzug den englischen König Richard Löwenherz in Wien gefangen nahm und diesen an Kaiser Heinrich VI. auslieferte, welcher eine hohe Summe für dessen Freilassung von England verlangte. Als Dank sprach der Kaiser Leopold V. einen Teil des Lösegeldes zu. Mit diesem Geld gründete er die österreichische Münzprägestätte, finanzierte den Ausbau der Befestigungsanlagen Wiens und gründete eine neue Stadt in der Nähe Wiens: Wiener Neustadt. Das Ende der Babenberger Nach dem Tod des letzten männlichen Babenbergers Friedrich II. (dem Streitbaren) 1246 erbten zwei Frauen, Margarete und Gertrud, die Herzogtümer Österreich und Steiermark. Der Ehemann Margaretes, Ottokar II. Přemysl, setzte sich nach einer herrscherlosen Zeit (= „Österreichisches Interregnum“) als neuer Herzog durch. Er starb jedoch im Streit mit Rudolf v. Habsburg (M 1) um das Erbe der Babenberger und die Königswürde in der Schlacht auf dem Marchfeld 1278. König Rudolf I. belehnte seinen Sohn Albrecht mit den Herzogtümern Österreich und Steiermark – der Beginn der habsburgischen Herrschaft in diesen Gebieten. 5 10 15 Die Anfänge der Familie der Babenberger liegen im Dunkeln. Durch politisches Geschick und auch gute familiäre Verbindungen zu Saliern und Staufern konnten sie ihren Besitz erweitern und legten damit den Grundstein für den Aufstieg des Herzogtums Österreich im Spätmittelalter. 25 30 35 40 45 50 20 55 60 65 M 2: Kaiser Friedrich I. Barbarossa belehnt Leopold V. mit dem Herzogtum Österreich. Malerei, 1489, Hans Part, Ausschnitt aus dem BabenbergerStammbaum, Stift Klosterneuburg. M 1: Rudolf I. von Habsburg. Bronzestatue am Grabmal Maximilians I. in Innsbruck, 1516. MUSTER
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