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88 Wechselwirkungen zwischen Religion und Herrschaft Die oft überreiche Dekoration der Wände, Säulen, Türen usw. besteht aus unfigürlichen, abstrakten Motiven, da die Darstellung von Allah und Muhammad nicht üblich ist. Stellung von Christen und Juden Christen und Juden waren in al-Andalus nach islamischem Recht Schutzbefohlene (dhimmis). Sie hatten weniger Rechte als Muslime, durften nicht missionieren und ihre Religion in der Öffentlichkeit nur eingeschränkt ausüben. Im Unterschied zu ihren christlichen Zeitgenossen zwangen ihnen die islamischen Herrscher jedoch nur in Ausnahmefällen ihren Glauben auf. Christen und Juden leisteten keinen Kriegsdienst, mussten aber eine besondere Steuer zahlen, die „al-Dschizya“; daher gab es viele Übertritte zum Islam. Christliche „Reconquista“ Während des gesamten Mittelalters kam es auf der Iberischen Halbinsel zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den islamischen und christlichen Herrschern. Sie endeten mit der Rückeroberung, der „Reconquista“ der muslimischen Gebiete Spaniens durch christliche Truppen. 1492 wurde die Reconquista mit der Kapitulation des letzten arabischen Herrschers Muhammad XII. (Boabdil) vor den Heeren der „Katholischen Könige“ Ferdinand II. und Isabella I. beendet. Noch im selben Jahr erließ das christliche Herrscherpaar ein Ausweisungsedikt. Es besagte, dass alle Juden und Muslime, die nicht bereit waren, zum Christentum überzutreten, das Land verlassen mussten. 3.3 Das Spanien der Kalifen – al-Andalus Um 1000 n. Chr. befand sich im Südwesten Europas eine der prunkvollsten Metropolen der Erde: Córdoba, die Residenz der Kalifen von al-Andalus, hatte ca. 500 000 Einwohner und war damit viel größer als Rom. Im Verlauf ihrer 300-jährigen Herrschaft errichteten die muslimischen Fürsten luxuriöse Paläste, mächtige Moscheen und riesige Bibliotheken. Innerhalb der islamischen Welt war Córdoba ein führendes kulturelles Zentrum. Al-Andalus – ein kulturelles Zentrum Die Bibliotheken und Universitäten von al-Andalus waren in der mittelalterlichen Welt berühmt. So kamen nach der Eroberung von Toledo (1085) Gelehrte aus anderen Ländern dorthin, um Übersetzungen wissenschaftlicher Literatur aus dem Arabischen ins Lateinische anzufertigen. Sprachen Im muslimischen Spanien wurden lange Zeit vier Sprachen nebeneinander benutzt: klassisches Arabisch von den Gebildeten, Umgangsarabisch am Hof, in der Verwaltung und in den Städten, Latein in den christlichen Kirchen und in den Schulen sowie frühromanische Dialekte von der Landbevölkerung. Architektur Die arabischen Moscheen unterscheiden sich von den christlich-byzantinischen Kirchen ( S. 70–72) vor allem durch eine Auflockerung der Architektur und durch Unterschiede in der Dekoration. In den Moscheen gibt es keine Altäre, Statuen, Götter- oder Heiligenbilder. Um 785 Baubeginn von „La Mezquita“, der „Großen Moschee“, (Umayyaden); bis 990 dreimal erweitert; ab 1246 christlich; 1523–1766 Einbau der Kathedrale. 88.1 Mezquita von Córdoba (Spanien), Innenansicht des Gebetssaales. MUSTER

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