86 Wechselwirkungen zwischen Religion und Herrschaft 3.2 Islamisch-arabischer Herrschaftsbereich Die rasche Ausbreitung des Islam führte im 7. Jh. im südlichen und östlichen Mittelmeerraum zu einschneidenden Veränderungen. Der gemeinsame Glaube einte die arabischen Stämme. Juden und Christen wurden als Bündnispartner akzeptiert und man tolerierte ihre Religionsausübung. Expansion des islamisch-arabischen Reiches Ende des 7. und Anfang des 8. Jhs. drangen die arabischen Heere bis zum Atlantischen Ozean und an den Indus vor. Die rasche Eroberung großer Gebiete ging trotz der insgesamt toleranten Haltung der Eroberer gegenüber den Unterworfenen auch mit Gewaltakten und Plünderungen in den besiegten Gebieten einher. Herrschaft der Umayyaden Das erste islamische Herrscherhaus, die Umayyaden, wurde durch Muawija I., den Statthalter von Syrien, begründet. Er ließ sich 660 in Damaskus zum Kalifen ausrufen, wurde jedoch nicht von allen Muslimen als rechtmäßiger Herrscher anerkannt, sodass es zur Spaltung zwischen den Sunniten – den Anhängern Muawijas – und den Schiiten, den Anhängern Alis, Cousin und Schwiegersohn des Propheten Muhammad, kam. Die Trennung dieser Glaubensrichtungen ist im Islam bis heute aufrecht. Die Sunniten bilden in den meisten islamischen Ländern die Mehrheit. Die Schiiten hatten ihr Zentrum zunächst im Süden des heutigen Irak; heute bilden sie die Mehrheit in den Ländern des sogenannten „schiitischen Halbmondes“: im Iran, Irak, in Bahrain, Aserbaidschan und im Libanon. Um 750 wurden die Umayyaden in Damaskus durch die Abbasiden gestürzt. In al-Andalus (muslimisch beherrschte Gebiete auf der Iberischen Halbinsel) konnten sie sich jedoch halten; dort errichteten sie ein Reich, das zur Blüte der arabischen Kultur in Spanien führte ( S. 88). Machtübernahme durch die Abbasiden Die Abbasiden verlegten das Machtzentrum von Damaskus in die neu gegründete Hauptstadt Bagdad. Das Ziel des Kalifen Al-Mansur (754–775), des Gründers von Bagdad, soll gewesen sein, „einen Marktplatz für die ganze Welt“ und die blühendste Stadt auf Erden zu schaffen. Da Bagdad am Schnittpunkt zahlreicher Handelswege zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris lag, brachten Händler von Spanien bis China ihre Waren in die Stadt und innerhalb kurzer Zeit entwickelte sich Bagdad tatsächlich zur wichtigsten wirtschaftlichen und kulturellen Metropole der islamischen Welt. Wirtschaftliche und kulturelle Blüte Der Abbasiden-Kalif Harun ar-Raschid (786–809), ein Zeitgenosse Karls des Großen, förderte die von den Chinesen Amudarja Euphrat Indus Nil Donau Ro t e s Me e r Samarkand Talas Merw Herat Nischapur Kabul Multan Balch Buchara Kairuan Karthago Basra Xufa Kerbela Fustat Barka Alexandria Tripolis Tahert Fez Xeres de la Frontera Tanger Dschebel al Tarik Toledo Heliopolis Mossul Nihawend Bagdad Kyzikos Athen Jarnuk Adschnadein Ktesiphon Wasit Konstantinopel Rom Poitiers Tours Toulouse Dabik Damaskus Medina Córdoba Jerusalem Mekka 732 721 751 655 641 642 649 654 670 698 640 808 711 653-55 680 717–18 636 634 642 674–78 709/712 711 Kreta Rhodos Zypern Arabisches Me e r M i t t e l m e e r Schwarzes Meer Kaspisches Meer Persischer Golf Nubien Libyen Ifrikija Tripolitanien Sistan Chorasan Fars Reich der Franken Ägypten Reich der Westgoten Maghreb A r a b i e n Byzantinisches Reich Ch az a r e n Choresm Sassaniden-Reich I ndi en Arabische Eroberungen Sitz der Kalifen Arabische Heerlager Schlachten Eroberungszüge 0 500km 86.1 Die Verbreitung des Islam bis 750. MUSTER
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