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84 Wechselwirkungen zwischen Religion und Herrschaft 84.1 Das 1170 entstandene romanische Portal der Stiftskirche des Benediktinerklosters Millstatt. 2.6 Romanik und Gotik: Ausdrucksformen religiöser und politischer Macht Aufgaben 1 Betrachten Sie auf der Internetseite https://artinwords.de/romantik/ die Abbildungen romanischer Kunst. • Notieren Sie drei Fachbegriffe und klären Sie deren Bedeutung (z. B. Triforium). • Zeichnen Sie eine Skizze eines Stilmerkmals in Ihr Heft. (HM) 2 Lokalisieren Sie auf den Abbildungen auf dieser Seite typische Merkmale gotischer Bauwerke: Spitzbögen, „Streben nach oben“ (z. B. hohe Kirchtürme), „Auflösung“ der Mauern durch große Fenster und Portale, Strebebögen und Strebepfeiler, filigrane Steinmetzarbeiten und Ornamente. (HM) 3 Skizzieren Sie drei romanische und drei gotische Stilelemente. (HM) Die Romanik war die erste große europäische Kunstepoche. Den Mittelpunkt der Kunst bildete der christliche Glaube. Nach Ende der Einfälle der Ungarn kam es im Gebiet des heutigen Niederösterreich und Oberösterreich (Babenberger), der heutigen Steiermark und des heutigen Kärnten zu einer neuen wirtschaftlichen und kulturellen Blüte ( S. 117). Kennzeichen romanischer Bauten Als typisches Merkmal romanischer Bauten gilt der Rundbogen. Auch strenge Formen und nicht wirklichkeitsgetreue Darstellungen sind charakteristisch für die romanische Kunst. In der Spätromanik wurde teilweise bereits die Formensprache der Gotik aufgenommen. Die neue Kunstrichtung wurde hauptsächlich von den damaligen Bistümern (Salzburg mit Gurk, Seckau, Brixen und Passau) sowie von den Klöstern und Orden getragen. Vor allem die Benediktiner förderten den romanischen Kirchenbau. Von der Romanik zur Gotik (ca. 1250–1550) Der romanische Stil ist von massiven Wänden, Rundbögen und wuchtigen Türmen geprägt, wie sie z.B. die Stiftskirche von Klosterneuburg und den Dom von Gurk kennzeichnen. Neue architektonische Entwicklungen machten ab dem 11. Jh. den Übergang vom romanischen zum gotischen Baustil möglich. Vorbild für die Bauten in Österreich waren die Kathedralen von Chartres, Reims, Amiens und Notre Dame in Frankreich. Bürger als Bauherrn Wenn sich die Lebensbedingungen der Menschen ändern, entwickeln sich häufig auch neue Bauformen. Vom Frühmittelalter zum Hochmittelalter etwa vollzog sich ein Wandel in der Bedeutung der Kirchen. Die frühmittelalterlichen romanischen Kirchen waren oft an Klöster gebunden. Im Spätmittelalter hingegen ließen viele Städte und Dörfer Kirchen – im gotischen Stil – errichten. Mit dem Erstarken der Städte traten die Bürger als Bauherren auf, z. B. beim Stephansdom in Wien. Die erste romanische Vorläuferkirche von St. Stephan war bereits 1147 gebaut worden. Anfang des 14. Jhs. kaufte die Bürgerschaft zunächst die notwendigen Grundstücke an und ließ dann den gotischen Neubau, eine weite, dreischiffige Chorhalle, anbauen. War für die Romanik die Einzelanlage charakteristisch – das allein stehende Kloster, die Wehrkirche, die einzeln stehende Kapelle –, so zwang die Lage innerhalb der Stadtmauern zur Verdichtung der Grundfläche; logischerweise folgte daraus das Streben in die Höhe, um Raum zu schaffen und um ein Zeichen zu setzen. 84.2 Von 1194 bis 1260 wurde die gotische Kathedrale von Chartres erbaut, nachdem das alte Bauwerk abgebrannt war. Die berühmte Marienreliquie, die viele Wallfahrer anzog, sollte ein neues, repräsentatives Zuhause erhalten. Das Portal mit den ältesten erhaltenen gotischen Statuen übernahm man von der Vorgängerkirche. Die Obergeschosse des linken Turmes sind um über 300 Jahre jünger als der rechte Turm. MUSTER

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