81 2.3 Krone und Purpur: Zeichen von Herrschaft und Macht Schon in der Antike wurde Macht durch Herrschaftszeichen dargestellt. Auch die Römisch-Deutschen Kaiser des Mittelalters, die sich einerseits als Erneuerer des Imperium Romanum sahen, andererseits ihre enge Verbindung zur christlichen Religion zeigen wollten, hoben sich durch Herrschaftszeichen von anderen Menschen ab. Kränze, Kronen, Diademe Kronen sind seit mehr als 1 000 Jahren Teil der europäischen Geschichte. Im antiken Rom war der Lorbeerkranz ein hohes Ehrenzeichen und das Vorrecht des obersten Herrschers. Das Wort „Krone“ leitet sich vom lateinischen Wort für Kranz, „corona“, ab. Kaiser Konstantin (4. Jh.) ließ am edelsteingeschmückten Reif Aufsätze anbringen, die diesen immer mehr zur Krone machten. Auch die byzantinischen Kaiserinnen und Kaiser trugen goldene, mit funkelnden Edelsteinen besetzte Stirnreife (Diademe) als weithin erkennbare Herrschaftssymbole. „8 000 für 1 Gramm“ Neben Diadem und Krone war auch die Farbe Purpur ab der Antike den Herrschenden vorbehalten. Purpur wird aus dem Sekret von Meeresschnecken, den „Purpuridae“, gewonnen. Der transparente Schleim wurde in der Antike mit Gold aufgewogen. Wertvoll machte ihn vor allem die äußerst aufwendige Herstellung: Zur Gewinnung von einem Gramm des reinen Farbstoffes ist das Sekret von etwa 8 000 Schnecken notwendig. Purpur, die Farbe der Senatoren, Kaiser und Päpste Bei den Römern war der teure Purpurfarbstoff den Senatoren und Kaisern vorbehalten: Der Caesar durfte ein mit Purpur gefärbtes Gewand tragen, den Senatoren war ein purpurner Streifen an ihrer Toga erlaubt. In der Spätantike bürgerte sich das Wort „purpuratus“ (mit dem Purpur angetan) als Bezeichnung für die Herrscher ein. Die Päpste erhielten von Kaiser Justinian die Erlaubnis zum Gebrauch der purpurnen kaiserlichen Kleidung. Im 15. Jh. wurde von Papst Paul II. das Purpurrot für Kardinäle offiziell eingeführt. In der berühmten Gesetzessammlung Codex Iustinianus, einem Teil des Corpus Iuris civilis, formuliert Justinian seine Vorstellungen über die Grundlagen seiner Herrschaft. Der byzantinische Kaiser Justinian ist 64 Jahre alt, als die Mosaiken im Jahr 546 n. Chr. entstehen. Er ist ein Herrscher an der Schwelle zwischen Spätantike und Mittelalter. 81.1 Apsismosaik aus der Basilika San Vitale in Ravenna. Beschreiben Sie, durch welche Elemente im Mosaik in der Kirche San Vitale in Ravenna Justinians Verbindung zu Gott dargestellt wird. Aufgaben 1 Erschließen Sie aus der Textquelle, wie Justinian seine Macht rechtfertigt. (HM) 2 Führen Sie Gründe an, warum Herrscher eigene Herrschaftszeichen benötigen. Vergleichen Sie dazu die Methodenseite S. 75–77. (HO) 3 Nennen Sie Möglichkeiten, mit welchen Zeichen Macht und Prestige heute ausgedrückt werden. (HO) Herrschaft im Codex Iustinianus (528) Mit Gottes Ermächtigung lenken wir das Reich, das uns von der himmlischen Majestät übergeben worden ist, führen wir erfolgreich Kriege, geben dem Frieden unsere Zierde und erhalten das Gemeinwesen in seinem Zustand […]. Codex Iustinianus 1,17 pr. Religion und Politik MUSTER
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