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78 Wechselwirkungen zwischen Religion und Herrschaft 2 Religion und Politik Die Geschichte unseres Kulturkreises ist ohne Wissen über die jahrhundertelange christliche Prägung nicht zu verstehen. Das Christentum trug zur Einheit Europas bei und formte seine Kultur. Das am Rande des Römischen Reiches entstandene Christentum, ursprünglich nur eine der zahlreichen jüdischen Sekten in Palästina, eroberte innerhalb weniger Jahrhunderte das Imperium „von innen heraus“. Gut funktionierendes Gemeinschaftsleben Die christlichen Gemeinden waren durch ein gut funktionierendes Gemeinschaftsleben gekennzeichnet, armen und hilfsbedürftigen Mitgliedern wurde geholfen. Die Botschaft Jesu und die Umsetzung im alltäglichen Leben verliehen diesem Glauben Anziehungskraft. Zu Beginn war das Christentum hauptsächlich in der Unterschicht verbreitet. Systematische Unterdrückung – Aufstieg zur Staatsreligion Bis ins 4.Jh.n.Chr. kam es im Imperium Romanum zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen der christlichen Religion und dem kaiserlichen Staat. Während der Regierungszeit Diokletians (284–305n.Chr.) wurden Christinnen und Christen verfolgt und getötet, da der christliche Eingottglaube im Widerspruch zur Verehrung der römi2.1 Die ersten Jahrhunderte des Christentums 78.1 Monogrammkreuz, Bronze (5. Jh. n. Chr.); Christusmonogramm (die ersten beiden Buchstaben des Wortes Χριστος „Christos“) mit beigefügtem Alpha und Omega, die als erster und letzter Buchstabe des Alphabets Anfang und Ende und gleichzeitig Christus symbolisieren – in der Spätantike weit verbreitet. schen Staatsgötter stand. Kaisertum und der Glaube an römische Staatsgötter sollten das vom Zerfall bedrohte Reich zusammenhalten. Anfang des 4. Jhs. änderte sich jedoch diese Haltung. 313 n. Chr. erlaubte Kaiser Konstantin den Christen, ihre Religion frei auszuüben. Ende des 4.Jhs. erhob Theodosius das Christentum zur Staatsreligion. Die enge Verbindung zwischen Religion und weltlicher Herrschaft, die für das ganze Mittelalter typisch ist, wurde damals begründet. Christianisierung von „oben“: Chlodwig und Karl der Große Unter Kaiser Theodosius wurde das Christentum 391 n. Chr. offizielle Religion des Imperiums. Damit war allerdings noch keine Christianisierung des Reiches im Sinne der endgültigen Durchsetzung der neuen Religion erreicht. Zu einer ausgedehnten und vertieften Christianisierung kam es erst im Verlauf des Mittelalters. Religiöse und machtpolitische Interessen Im 6.Jh. wurde das Christentum durch die Übertritte der fränkischen Oberschicht (Taufe Chlodwigs) „von oben“ eingeführt. Die Annahme des Christentums und die Festigung der Herrschaft der Franken gingen Hand in Hand ( S. 73). 300 Jahre später zwang Karl der Große den Sachsen mit großer Brutalität eine neue Gesellschaftsordnung und einen neuen Glauben auf. Ausschnitt aus der Gesetzessammlung für die unterworfenen Sachsen (781/785) 4. Wenn einer die heiligen vierzigtägigen Fasten aus Missachtung des Christentums nicht hält und Fleisch isst, soll er des Todes sterben. 7. Verbrennt jemand den Körper eines Toten nach heidnischem Brauch und lässt dessen Gebeine zu Asche werden, so soll er an Haupt und Leben gestraft werden. 8. Wer sich fortan vom Stamme der Sachsen ungetauft unter seinen Stammesgenossen verbirgt, zur Taufe zu kommen verachtet und freiwillig Heide bleibt, der soll des Todes sterben. Hartmann, Deutsche Geschichte, Bd. 1, S. 43. Aufgaben 1 Beurteilen Sie die strengen Gesetze von Karl. (HO) 2 Beurteilen Sie unter Berücksichtigung der Informationen aus der Textquelle die Heiligsprechung Karls auf Betreiben Friedrich Barbarossas im Jahr 1165. (PU) MUSTER

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