72 Wechselwirkungen zwischen Religion und Herrschaft Metropole = Hauptstadt, Weltstadt, Zentrum 72.1 Rekonstruktion des spätbyzantinischen Konstantinopel. Aufgaben 1 Nennen Sie in der Rolle eines Stadtgründers bzw. einer Stadtgründerin alle Gebäude, die in Ihrer Stadt vorhanden sein müssten. (HO) 2 Vergleichen Sie die beiden Metropolen Rom und Konstantinopel im jeweiligen politischen und religiösen Kontext. (HM) Konstantinopel – Regierungssitz des Kaisers Kaiser Konstantin erweiterte 330 n. Chr. die kleine Siedlung Byzantion zu einem weiteren Regierungssitz und gab der Stadt den Namen Konstantinopel. Sie entwickelte sich im Laufe der Spätantike und des Mittelalters neben Bagdad, Kairo und Córdoba mit geschätzten 400 000 Einwohnern zu einer der wenigen „Weltstädte“ und zur mit Abstand größten und wichtigsten christlichen Metropole. In Konstantinopel wurde das letzte herausragende Bauwerk der Spätantike, die Kuppelbasilika „Hagia Sophia“, errichtet. Sie war die Hauptkirche des Byzantinischen Reiches und religiöser Mittelpunkt der orthodoxen Christenheit. In Konstantinopel residierten der Kaiser und kaiserliche Hofstaat, auch der Sitz des Patriarchen (oberster orthodoxer Geistlicher) befand sich dort. Handel, Bildung, Unterhaltung Konstantinopel war auch Ziel vieler Händler. Amalfi, Venedig, Genua und Pisa hatten eigene Handelsbezirke in der Stadt, muslimische und jüdische Händler waren ebenfalls in großer Zahl vertreten. Die Versorgung mit Nahrungsmitteln war durch Getreideimporte aus Ägypten, der Krim und Thrakien sowie durch den Eigenanbau von Gemüse und Obst gesichert, für die Versorgung mit Trinkwasser hatte man mehrere Aquädukte errichtet, deren Wasser in unterirdischen Zisternen gespeichert wurde. Wegen seiner Privatuniversitäten und Bibliotheken war Konstantinopel auch ein zentraler Ort der Bildung. Die Gelehrtensprache war Griechisch. Zur Unterhaltung der Einwohner und Einwohnerinnen fanden etwa zwölfmal jährlich Wagenrennen im großen Hippodrom (Pferderennbahn) statt. Eine uneinnehmbare Stadt? Lange Zeit galt Konstantinopel aufgrund der Theodosianischen Mauern als uneinnehmbar und als die stärkste Festung der Welt. Die Zufahrt zum Hafen konnte mit einer gewaltigen Kette versperrt werden. Die erste Eroberung gelang 1204 einem Kreuzfahrerheer mit Unterstützung von Venedig, die zweite und endgültige 1453 den Osmanen. Viele Einwohnerinnen und Einwohner, unter ihnen zahlreiche Intellektuelle, flohen nach der osmanischen Eroberung nach Westeuropa. Einige von ihnen nahmen Kopien antiker Schriftstücke mit. Mit ihrer Verbreitung nahm die Wiederentdeckung der Antike (Renaissance) ihren Anfang. 1 2 3 5 4 7 6 11 12 10 8 9 1 Theodosianische Mauer 2 Militärhafen 3 Handelshafen 4 Königspalast 5 Hippodrom 6 Hagia Sophia 7 Konstantinsforum 8 Forum Tauri 9 Aquädukt 10–12 Handelsbezirke der Venezianer, Pisaner und Genuesen MUSTER
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