71 1.4 Rom und Konstantinopel – Metropolen zwischen Politik und Religion 71.1 Hartmann Schedel, Stadtansicht Rom, Kolorierter Stich von Michael Wohlgemut aus dem Liber Chronicarum von Hartmann Schedel, Nürnberg 1493. Rom war in der Antike eine Millionenstadt, im Mittelalter beherbergte sie nur mehr wenige zehntausend Einwohner. Die Gründe für diesen Schrumpfungsprozess und die massive Veränderung des Stadtbildes waren vielfältig. Der Niedergang Roms Rom verlor in der Spätantike seine Bedeutung als Hauptstadt eines Weltreiches. 395 n. Chr. kam es zur Teilung in ein weströmisches und oströmisches Reich, die Kaiserresidenz im Westteil wurde nach Mailand und später nach Ravenna verlegt. Ab dem 3. Jh. n. Chr. nahm die Bedrohung durch auswärtige Feinde zu. Kaiser Aurelian (270–275 n. Chr.) reagierte mit dem Bau eines 19km langen Mauerrings und verwandelte Rom in eine Festung. Doch alle Vorkehrungen nützten nichts. Westgoten, Vandalen, Ostgoten und Langobarden stürmten und plünderten die Stadt („Völkerwanderung“, S. 98). Der Verlust von Provinzen und die Zerstörung von Handelsrouten führten zu Versorgungsengpässen, Bewohner und Bewohnerinnen flüchteten aus Rom. Zentrum des Christentums Ab dem 5. Jh. gab es in Rom zahlreiche ungenutzte Flächen und Ruinen. Die antiken Gebäude im Zentrum waren weitgehend erhalten, verloren aber ihre ursprüngliche Funktion. Die christlichen Kaiser hatten nämlich die Wagenrennen, Zirkusspiele, Theateraufführungen und die heidnischen Kulte in den Tempeln verboten. Stattdessen förderten sie großzügig den Bau christlicher Kirchen. Als Gebäudetyp bevorzugte man die Basilika ( S. 69). So bekam die Stadt im Mittelalter eine neue Bedeutung als Sitz des römischen Bischofs, der zugleich Schutzherr der Stadt und Oberhaupt aller Christen war, und wurde einer der wichtigsten Wallfahrtsorte des Christentums. Aufgaben 1 Suchen Sie folgende Bauwerke in der Stadtansicht Roms aus der Schedel’schen Weltchronik: Aurelianische Stadtmauer – Kolosseum – Ruine des Marcellustheaters – Rundbau des Pantheon – Marc-Aurel-Säule – Petersbasilika – Papstpalast. Erklären Sie, was diese Gebäudeauswahl über das mittelalterliche Rom aussagt. (HM) 2 Erläutern Sie, wie sich „die Mächtigen“ im Stadtbild Roms „verewigten“ und die Stadt als Bühne ihres Auftretens nützten. (HM) 3 „Die zentralen Bedürfnisse einer städtischen Gesellschaft sind im Stadtbild und den Gebäuden sichtbar.“ (Stefan Schnupp, Historiker) Arbeiten Sie heraus, welche zentralen Bedürfnisse sich aus dem Stadtbild und den Gebäuden von Rom und Konstantinopel ableiten lassen. (HM) Ein Imperium zerfällt – neue Reiche entstehen MUSTER
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