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70 Wechselwirkungen zwischen Religion und Herrschaft 0 500 1000km Köln Paris Aachen Konstantinopel Alexandria Damaskus Rom Córdoba Atlantischer Ozean Schwarzes Meer M i t t e l m e e r Frankenreich Grenzmarken Fränkisches Einflussgebiet Oströmisches Reich Asturien Islamische Staaten Um 800 n. Chr. 1.3 Die Entstehung des Oströmischen (Byzantinischen) Reiches 330 n. Chr. gründete Konstantin als römischer Kaiser auf dem Gebiet der griechischen Kolonie Byzantion am Bosporus eine neue Residenz und gab ihr den Namen Konstantinopel. Er hatte erkannt, dass das riesige Römische Reich von Rom aus nicht mehr zu regieren war. Außerdem konnte er von Konstantinopel aus schneller auf Konflikte mit dem Perserreich reagieren. Westrom und Ostrom Unter Konstantins Nachfolgern entwickelten sich der Latein sprechende Westteil und der Griechisch sprechende Ostteil des Imperium Romanum auseinander. 476 n. Chr. wurde der letzte Westkaiser Romulus Augustulus abgesetzt. Die Apenninenhalbinsel war ab diesem Zeitpunkt in den Händen der Germanen, nur der östliche Teil des Imperium Romanum blieb bestehen: das Oströmische Reich, das sich in zahlreichen Kriegen gegen slawische Einwanderer und gegen die Perser behaupten musste. Kaiser Justinian I. Der oströmische Kaiser Justinian I. ( S. 81) beendete den Krieg mit den Persern und eroberte nach dem Tod des Ostgotenkönigs Theoderich große Teile der westlichen Reichshälfte zurück. Unter seiner Herrschaft wurde an wichtige Errungenschaften des Römischen Reiches wieder angeknüpft. So ließ er das römische Recht in drei Bänden verschriftlichen. Diese Rechtssammlung („Codex Iustinianus“, S. 81) wurde während des Mittelalters zum wichtigsten Werk der europäischen Rechtsgeschichte. Die darin aufgezeichnete Denk- und Argumentationsweise beeinflusste auch die Entwicklung des modernen Rechts. Unter Justinians Herrschaft wurde in Konstantinopel die bis zum Bau des Petersdoms größte Kirche der Christenheit, die Hagia Sophia, errichtet. In Ravenna erinnern die Mosaiken der Basilika San Vitale an die Rückeroberung Italiens durch Justinian ( S. 81). Das Byzantinische Reich Im 7. Jh. sah sich Konstantinopel einem noch stärkeren Gegner gegenüber: Die durch den Islam geeinten Araber eroberten die Hälfte des Reiches, darunter Syrien, Palästina, Mesopotamien und vor allem Ägypten, die wohlhabendste Provinz und wichtigster Getreidelieferant der Byzantiner. Das Oströmische Reich bestand jedoch weiter, wenn auch sehr verkleinert. Als Bezeichnung setzte sich in der Folgezeit auch der Name „Byzantinisches Reich“ durch, von „Byzanz“, dem früheren Namen Konstantinopels. Trennung im religiösen Bereich Auch in religiöser Hinsicht trennten sich die Wege der beiden ehemaligen Reichsteile. Während im Westen der Papst die Führung über die christliche Kirche übernahm, leiteten im Osten unabhängige Patriarchen (religiöse Führer) die Kirchen. Dem Patriarchen von Konstantinopel (Byzanz) wurde besondere Bedeutung zugemessen. 1054 kam es aufgrund des Autonomie- und Vorranganspruchs der Westkirche und unüberbrückbarer theologischer Gegensätze zur Spaltung (großes Schisma) zwischen der römisch- katholischen und der byzantinisch-orthodoxen Kirche. Diese Trennung wurde trotz wiederholter Versuche bis heute nicht überwunden. 70.1 Neue Reiche entstehen um das Mittelmeer. Im Römischen Reich lag das Mittelmeer im Zentrum. Im 7. Jh. bildeten sich an seinen Rändern neben dem Oströmischen Reich noch zwei weitere große Herrschaftsgebiete: das Frankenreich und das arabische Weltreich. Aufgaben 1 Vergleichen Sie die Ausdehnung des Oströmischen/ Byzantinischen Reiches auf den S. 69, 70 und 86. Was fällt Ihnen auf? Formulieren Sie Ihre Beobachtungen schriftlich. (HM) 2 Ermitteln Sie, was vom Imperium Romanum blieb ( S. 69) und wer welche Kenntnisse der Antike übernahm. (HO) 3 Diskutieren Sie, ob das Mittelmeer heute eine trennende oder eine verbindende Funktion hat. (PU) MUSTER

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