68 Wechselwirkungen zwischen Religion und Herrschaft 1 Ein Imperium zerfällt – neue Reiche entstehen 1.1 Das europäische Mittelalter – Kontinuitäten und Brüche 68.1 „Tabula Rogeriana“, gemäß unseren Sehgewohnheiten „genordet“ (12. Jh. n. Chr.). Der Begriff „Mittelalter“ wurde in der Form „medium aevum“ („mittleres Zeitalter“) erstmals im 14. Jh. von italienischen Humanisten eingeführt, die die Zeit zwischen Antike und Renaissance als dunkle Zwischenepoche sahen. Christoph Cellarius setzte die Einteilung der Geschichte in Altertum, Mittelalter und Neue Geschichte endgültig durch. Der Begriff spiegelt eine europäische Sicht auf die Geschichte. 68.2 Beatuskarte von Osma, 8. Jh. (Handschrift von 1203). Europa befindet sich im Westen und Asien im Norden. Das Paradies (Rechteck mit der Inschrift „Paradisus“) liegt in Asien. Das Mittelmeer ist als breiter Streifen in der unteren Bildhälfte dargestellt. Der Nil fließt bei Alexandria (Quadrat in der Mitte) ins Mittelmeer, weiter nördlich sieht man Jordan und Tigris. Im Osten liegt die „Terra Australis Incognita“, das „unbekannte Südland“. Aufgaben 1 Vergleichen Sie die Genauigkeit der Karten und erläutern Sie, welche Karte durch religiöse Vorstellungen mitgeprägt ist. (HM) 2 Informieren Sie sich auf den S. 85 und 89 über das Verhältnis zwischen der christlichen und muslimischen Welt und ermitteln Sie die Bedeutung der Wissenschaft in der muslimischen Welt. (S. 89) (HM) 3 Legen Sie dar, worüber Sie mit einem Menschen des Mittelalters sprechen könnten und was er nicht verstehen würde. (HO) Die „Tabula Rogeriana“ wurde vom arabischen Kartografen Al-Idrisi am Hof des normannischen Königs Roger II. von Sizilien angefertigt. Al-Idrisi (ca. 1100–1166) studierte an der Universität von Cordoba ( S. 88) und arbeitete am Hof des Normannenkönigs Roger II. Er bereiste Spanien, Nordafrika und Vorderasien und arbeitete in seine Karten die Angaben des antiken Geographen Claudius Ptolemäus (2. Jh. n. Chr.) ein. Die Karte zeigt Eurasien und Nordafrika. Sie ist arabisch beschrieben und in Süd-NordRichtung ausgerichtet. Das Mittelalter – ein europäisches Phänomen Nach mittelalterlicher Auffassung begann die Geschichte mit der Erschaffung der Welt durch Gott. Der wesentlichste Einschnitt war die Geburt Christi zur Zeit des Römischen Reiches. Die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches sahen sich im Mittelalter als Erneuerer des Imperium Romanum ( S. 82, Karl der Große). Charakteristika der mittelalterlichen Welt Wissen und Sprache der Römer, die Verankerung der Menschen in ihrer engeren Umgebung, die gesellschaftliche Vormachtstellung der Männer, der Feudalismus ( S. 131) und die alles durchdringende Ordnung der christlichen Normen bildeten wichtige Fixpunkte der mittelalterlichen Welt. MUSTER
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