Wechselwirkungen zwischen Religion und Herrschaft 66 Tibet zwischen Anpassung und Widerstand Mit den mächtigen Waffen der Wahrheit und der Entschlossenheit Auszug aus der Rede des Dalai Lama anlässlich der Verleihung des Friedensnobelpreises in Oslo 1989 „[…] Wie Sie wissen, befindet sich Tibet seit vierzig Jahren unter Fremdherrschaft. […] Während der letzten vierzig Jahre wurden die Tibeter ihrer grundlegendsten Menschenrechte beraubt, wie des Rechts auf Leben, des Rechts auf Bewegungsfreiheit, auf freie Meinungsäußerung und Religionsfreiheit […]. Mehr als ein Sechstel der sechs Millionen Tibeter starb in direkter Folge der chinesischen Invasion und Besetzung. […] Zur Zeit ist der Zustrom von chinesischen Siedlern nach Tibet das drängendste Problem. […] seit 1983 […] ist eine ungeheuer große Anzahl Chinesen von ihrer Regierung zur Übersiedelung in alle Teile Tibets ermutigt worden […]. Die Tibeter werden in Kürze zu einer unbedeutenden Minderheit im eigenen Land herabgesetzt. Diese Entwicklung, welche das eigentliche Überleben der tibetischen Nation und ihrer Kultur und ihres spirituellen Erbes gefährdet, kann noch gestoppt und rückgängig gemacht werden. […] Der Fünf-Punkte-Friedens-Plan […] sieht folgendes vor: 1. Die Umwandlung Gesamt-Tibets – einschließlich der östlichen Provinzen Kham und Amdo – in eine Zone von Ahimsa (Gewaltlosigkeit) 2. Die Beendigung der chinesischen Umsiedelungspolitik 3. Die Respektierung der fundamentalen Menschenrechte und der demokratischen Freiheit des tibetischen Volkes 4. Schutz und Wiederherstellung der natürlichen Umgebung Tibets 5. Beginn ernsthafter Verhandlungen über den zukünftigen Status Tibets und die Beziehungen zwischen dem tibetischen und dem chinesischen Volk […]“ Tibet & Buddhismus: Heft 13 – 2/1990, S. 4–10. 1 Bilden Sie Zweierteams. Lesen Sie jeweils einen Artikel und vergleichen Sie die angeführten Argumente. (HM) 2 Bilden Sie sechs Gruppen und recherchieren Sie zu Tibet. Gehen Sie in jeder Kleingruppe auf einen der folgenden Punkte ein: geografische Eckdaten, Geschichte, Gesellschaft, Wirtschaft, Politik, Kultur. (HM) 40 Jahre Wandlungen in Tibet Ngapo Ngawang Jigme, Chef der Delegation zur Unterzeichnung des 17-Punkte-Abkommens 1951 „Das ‚17-Punkte-Abkommen‘ eröffnete eine große Perspektive für die Entwicklung der tibetischen Nationalität. Dies ist durch die Fortschritte der tibetischen Gesellschaft in den vergangenen 40 Jahren erwiesen. Für die Ausgestaltung der sozialistischen Demokratie haben der Volkskongress und dessen ständiger Ausschuss des autonomen Gebiets über 20 lokale Gesetze und Verordnungen für den Aufbau der Staatsmacht die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung, Ehe, Erziehung, Sprache und Schrift, Justiz, Naturressourcen und Umweltschutz formuliert und in Kraft gesetzt. Sie bilden für die tibetische Bevölkerung bei der Ausübung des Rechts auf nationale Gebietsautonomie als Herren des Staates eine gesetzliche Garantie.“ Beijing Rundschau 20 (1991), S. 19. Ngapo Ngawang Jigme über Verkehr und Industrie „Das neuerbaute Straßennetz umfasst 21 800 km mit Lhasa als Knotenpunkt. Eröffnet wurden inländische und internationale Linien im Luftverkehr zwischen Lhasa, Beijing, Chengdu, Guangzhou und Katmandu. Mit den staatlichen Investitionen entstand auf dem Dach der Welt eine Pipeline zwischen Golmud und Lhasa mit einer Länge von 1080 km.“ Beijing Rundschau 20 (1991), S. 19. Ngapo Ngawang Jigme über Bevölkerungsentwicklung „Die Bevölkerungszahl der tibetischen Nationalität stieg von 1,05 Millionen 1952 auf 2,09 Millionen. Die Tibeter machen 95,4 Prozent der Gesamtbevölkerung im autonomen Gebiet aus. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Tibeter stieg von 35 Jahren Anfang der 50er Jahre aus mehr als 65 Jahre heute. All diese Veränderungen waren im alten Tibet unvorstellbar.“ Beijing Rundschau 20 (1991), S. 19. MUSTER
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