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57 2.10 Die Perspektive erweitern II: Yehuda – Judäa Jerusalem entstand im 18. Jh. v. Chr. und ist eine der ältesten bekannten Städte der Welt. Im 10. Jh. v. Chr. wurde die Stadt zum Herrschaftssitz König Davids, unter Salomo wurde sie durch den Bau des ersten Tempels zum religiösen Zentrum. Beim Einfall der Babylonier 587 v. Chr. wurde Jerusalem fast völlig zerstört. Zwischen 5. und 1. Jh. v. Chr. gelang der Wiederaufstieg zum Zentrum des Judentums der damaligen Welt (über 30 000 Einwohner). König Herodes ließ den sogenannten „Zweiten Tempel“ errichten. 57.1 Stadtmodell von Jerusalem zur Zeit Jesu. Das Judentum zählt zu den „Frühen Hochkulturen“. Die jüdische Schriftkultur ist eine der ältesten der Welt und die Juden waren eines der ersten Völker, die ihren Zusammenhalt und ihre Identität mit der Aufzeichnung der eigenen Geschichte stützten. Den wichtigsten Unterschied zu anderen Kulturen stellte ihre monotheistische Religion und die auf der Tora (Hauptteil des heiligen Buches des Judentums) beruhende Lebensform mit zahlreichen religiösen Vorschriften (z. B. Beschneidung, strenge Speiseregeln, Sabbatruhe) dar. Einwanderung nach Palästina Vom 14. bis 12. Jh. v. Chr. wanderten hebräisch sprechende Hirtenclans nach Palästina ein und organisierten sich immer stärker in staatsähnlichen Gebilden. Die Assyrer eroberten sowohl das Nordreich Israel (8. Jh.) als auch das Südreich Juda und schickten die dort ansässige Bevölkerung ins Exil (587 v. Chr.). Rückkehr und Reichsgründung Der persische König Kyros erlaubte den Juden im Jahr 538 v. Chr. die Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft. In hellenistischer Zeit wurde den Juden zunächst religiöse Autonomie gewährt, doch unter dem Seleukidenherrscher Antiochos IV. wechselte die Politik, die jüdische Religion wurde verboten. „Alle sollten ein Volk werden und jeder seine Gebräuche aufgeben“, so der König. Die Juden wehrten sich im Makkabäeraufstand (167–152 v. Chr.) erfolgreich dagegen und begründeten ein unabhängiges Reich, das jedoch einen starken Partner brauchte und diesen in Rom fand. Verhältnis zu Rom Die Beziehung zu Rom basierte zunächst auf Vertragsabschlüssen (foedera). Dies änderte sich 63 v. Chr., als Pompeius Judäa zu einem Teil des Imperium Romanum machte. Trotz dieser neuen Situation konnten sich die Juden eine gewisse Eigenständigkeit (weltliche Herrschaft von jüdischen Hohenpriestern und Königen, z. B. Herodes) bewahren. Erst im 1. Jh. n. Chr. setzte Rom eine direkte römische Verwaltung ein, was heftigen jüdischen Widerstand auslöste. Rom reagierte darauf mit Gewalt, die Zerstörung Jerusalems (70 n. Chr.) und die Vertreibung der jüdischen Oberschicht waren die Folgen. Die Juden wurden ein Volk ohne Staat. Die Römer versuchten jedoch nie, die Juden „zu vernichten“. Sie gestatteten ihnen, sich in anderen Gebieten des Reiches niederzulassen, und schützten die Minderheitenrechte (z. B. freie Religionsausübung, eigene Zivilgerichtsbarkeit) der jüdischen Bevölkerung. Als das syrische Antiochia die Juden aus der Stadt vertreiben wollte, widersprach Kaiser Titus: Aber ihr Heimatland, in das man sie als Juden ausweisen müsste, ist doch zerstört, und es gibt keinen Ort mehr, der sie aufnehmen würde. (Josephus Flavius, Jüdischer Krieg VII, 108) Aufgaben 1 Begründen Sie, warum das Judentum zu den Frühen Hochkulturen zählt. ( S. 16–17) (HS) 2 „Unter dem Druck der wiederkehrenden Bedrohungen entwickelte sich im Lauf der Jahrhunderte das Bewusstsein einer jüdischen Gemeinsamkeit.“ (Christoph Ulf, Historiker) Untermauern Sie diese These mit historischen Ereignissen aus der jüdischen Geschichte. (HS) Das Imperium Romanum MUSTER

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