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50 Kulturkontakte im mediterranen Raum 2.6 Caesar – Diktator auf Lebenszeit 50.1 Gaius Iulius Caesar wurde 100 v. Chr. geboren und stammte aus einem alten römischen Adelsgeschlecht. Politisch stand er aufseiten der Popularen und fiel deshalb unter der Diktatur Sullas in Ungnade. Nach dessen Tod kehrte er nach Rom zurück und begann seine politische Karriere unter der wohlwollenden Unterstützung seines reichen Gönners Crassus. Mit diesem und dem erfolgreichen Feldherrn Pompeius schloss er 60 v. Chr. das 1. Triumvirat, in dem sich die drei mächtigsten Männer der damaligen Zeit verbündeten. Caesar hatte ein Jahr später das Konsulat inne und ging dann als Prokonsul in die nördlichen Provinzen Illyrien und Gallia Cis- und Transalpina, von wo aus er ganz Gallien bis zum Rhein eroberte. Er beschrieb diese Kriegsjahre in den „Commentarii de bello Gallico“. 49 v. Chr. überschritt er den Grenzfluss Rubikon und marschierte in Italien ein. Im anschließenden Bürgerkrieg setzte er sich gegen seinen ehemaligen Verbündeten Pompeius und dessen Anhänger durch und errang die Alleinherrschaft. Am 15. März 44 v. Chr. wurde er von einer Gruppe Senatoren, die die alte Republik wiederherstellen wollten, während einer Senatssitzung ermordet. Drei Urteile über Caesar Aufgaben 1 Fassen Sie kurz zusammen, welche Stellung die Autoren gegenüber G. Julius Caesar einnehmen. (HM) 2 Ein österreichisches Schulbuch ohne Caesar? Viele Geschichtelehrpersonen meldeten dem Verlag zurück, dass sie sich eine „Caesar-Seite“ wünschen. Nun ist sie da. Diskutieren Sie, inwieweit und vor allem wie bekannte Herrscherpersönlichkeiten einen Platz in der historischen Erinnerung einnehmen sollen. Beziehen Sie in Ihre Gedanken auch die Texte von Brecht, Schlegel und Girardet ein. (HO) Friedrich Schlegel, Philosoph und Schriftsteller, Caesar und Alexander. Eine welthistorische Vergleichung (1769) Gäbe es einen Maßstab von Herrschergröße, so würde Caesar in Hinsicht der Kraft wohl den höchsten Gipfel derselben bezeichnen. Wollte man bloß in dieser Rücksicht die Heldencharaktere der neueren und neuesten Zeit, welche in ähnlicher Art die gleiche Laufbahn imperatorischer Allgewalt haben, beschreiben wollen, gegen ihn aufstellen und mit ihm vergleichen, so würde Caesar besonders durch die innere Konsequenz und glückliche Vollendung und die eben daher rührende große Sicherheit des Verstandes, den Vorzug behaupten. Zit. n. Ernst Baltrusch (Hg.), Caesar. Neue Wege der Forschung, Darmstadt 2007, S. 33 bzw. 85–86. Klaus Martin Girardet, Universitätsprofessor für Alte Geschichte, Politische Verantwortung im Ernstfall (1996) Nein: Die römische Republik ist nicht „gescheitert“, sie ist systematisch und zielgerichtet zerstört worden. Der Grund ihres „Untergangs“ ist nun einmal so trivial und so banal wie nur irgendetwas auf der Welt, ganz jenseits aller Geschichtsmetaphysik! Es war nicht Schicksal, nicht Verhängnis, nicht historische Gesetzmäßigkeit, nicht naturgemäße Entwicklung […]. Sondern Grund des „Untergangs“ der Republik war die zufällige Tatsache, dass es Ende 50 v. Chr. einen Prokonsul Caesar gab, der aus dem jahrhundertealten Verfassungskonsens der aristokratischen Führungsschicht um nichts als seiner rein persönlichen dignitas (=Ansehen) gleichsam ausgestiegen, der machtgierig und skrupellos genug war und der sich mit seiner kriminellen Energie, die alles in den Schatten stellte, größtenteils illegal in einem zehnjährigen Raubkrieg gegen die Gallier die Machtmittel in Gestalt sehr gut trainierter und sehr gut bezahlter Legionäre verschafft hatte, mit denen er Anfang 49 v. Chr. den Militärputsch unternehmen konnte. Zit. n. Ernst Baltrusch (Hg.), Caesar. Neue Wege der Forschung, Darmstadt 2007, S. 33 bzw. 85–86. Bertolt Brecht, Fragen eines lesenden Arbeiters, 1935 (auszugsweise) Der junge Alexander eroberte Indien. Er allein? Cäsar schlug die Gallier. Hatte er nicht wenigstens einen Koch bei sich? Philipp von Spanien weinte, als seine Flotte untergegangen war. Weinte sonst niemand? Friedrich der Zweite siegte im Siebenjährigen Krieg. Wer siegte außer ihm? Jede Seite ein Sieg. Wer kochte den Siegesschmaus? Alle zehn Jahre ein großer Mann. Wer bezahlte die Spesen? So viele Berichte. So viele Fragen. Werkausgabe Edition Suhrkamp, Frankfurt/Main 1967, Auflage 1990 – Bd. 9. MUSTER

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