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47 2.3 Soziale und politische Folgen der Entstehung des Großreiches Die römische Expansion veränderte die Gesellschaft und verschärfte den Konflikt zwischen Arm und Reich. Gewinner waren der Senatorenstand und der durch Fernhandel und Geldverleih finanziell aufgestiegene Ritterstand, Verlierer die Bauern. Die Senatoren vergrößerten ihren Grundbesitz und ließen ihn durch Sklaven und Sklavinnen sowie freie Landarbeiter bewirtschaften. So ging die Zahl der kleinen Landwirtschaften stark zurück. Aufgaben 1 Vergleichen Sie die Darstellung des Landlebens auf dem Relief mit den Aussagen des Appian. (HM) 2 Nennen Sie weitere Beispiele aus der Geschichte, in denen die Gegensätze zwischen Arm und Reich zu Unruhen führten. (HS) 3 Informieren Sie sich, wo die Umverteilung von Landbesitz heute politisch eine große Rolle spielt. Die Begriffe „Landreform“ und „Landverteilung“ helfen bei der Suche. (PM) 4 „Das Gewissen ist fähig, Unrecht für Recht zu halten, Inquisition für Gott wohlgefällig und Mord für politisch wertvoll. Das Gewissen ist um 180 Grad drehbar.“ (Erich. Kästner) Diskutieren Sie das Zitat in Zusammenhang mit der Politik der Gracchen. (HO) 47.1 Bauer auf dem Weg zum Markt. Abguss eines römischen Reliefs aus dem 1. Jh. v. Chr., Glyphtothek München. Freie und Sklaven Die Reichen, die sich den größten Teil des unverteilten Landes angeeignet hatten, kamen mit der Zeit zu der […] Überzeugung, man werde ihnen nichts davon mehr wegnehmen, und so eigneten sie sich […] den […] Besitz der Armen an, teils indem sie diese zum Verkauf überredeten, teils durch gewaltsame Wegnahme. So bewirtschafteten sie schließlich statt einzelner Güter weit ausgedehnte Flächen und setzten anstelle von Freien Sklaven als Feldarbeiter und Hirten ein, damit diese nicht wie die Freien von der Landarbeit zum Kriegsdienst abgerufen würden; zugleich brachte ihnen dieser Besitz großen Gewinn wegen des Kinderreichtums der Sklaven, die sich frei von der Last des Militärdienstes vermehren konnten. Aus diesen Gründen wurden die Mächtigen im Lande enorm reich, das Sklavenvolk aber verbreitete sich ringsum im Lande, während die Italiker durch Armut, Abgaben und Kriegsdienst belastet, an Zahl und Stärke abnahmen. Falls sie aber von diesen Lasten frei wurden, mussten sie ihre Tage in Untätigkeit verbringen, da ja das Land im Besitz der Reichen war und diese Sklaven statt Freie für die Landarbeit einsetzten. Appian, Bella civilia I 7, 29–31 (Übersetzung: Irmgard Plattner). Anwachsen des Proletariats Da die Bauern wegen des Kriegseinsatzes ihre Äcker nicht bestellen konnten, verkauften sie ihren Grund an Lat i f u nd ien besit zer (Großgrundbesitzer). Kehrten sie aus dem Kriegsdienst zurück, so hatten sie keine Lebensgrundlage mehr. Auch nachgeborene Söhne, die keinen Hof übernehmen konnten, hatten kaum Möglichkeiten, auf dem Land Arbeit zu finden. Daher zogen viele von ihnen nach Rom und bildeten dort die unterste Bevölkerungsgruppe, die sogenannten „Proletarier“. Tiberius und Gaius Gracchus Der aus einem vornehmen plebeischen Geschlecht stammende Tiberius Gracchus wollte 133 v. Chr. das Problem der Versorgung der aus dem Kriegsdienst entlassenen Veteranen durch ein Gesetz lösen, dass das im Staatsbesitz befindliche Ackerland (ager publicus) an sie verteilen sollte. Als er dieses Gesetz in der Volksversammlung beschließen ließ und zudem – gegen die geltenden Regeln – eine sofortige Wiederwahl als Volkstribun anstrebte, wurde er von Senatoren ermordet – so wie 10 Jahre später sein jüngerer Bruder Gaius, als er die Politik seines Bruders fortsetzen wollte. Die Ermordung der Gracchen zeigt deutlich, dass die früher in der politischen Auseinandersetzung eingeforderte Orientierung an Gemeinwohl und am vorbildhaften Verhalten der Vorfahren kaum mehr beachtet wurde. Das Imperium Romanum MUSTER

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