38 Kulturkontakte im mediterranen Raum Der Hellenismus als Blütezeit der Polis Wie schon Alexander gründeten die Diadochen griechische Poleis in ihren Reichen. Gerade in diesen Städten, deren Einwohnerzahl zum Teil in die Hunderttausende ging, lebten verschiedene Menschengruppen mit verschiedenen Kulturen neben- und miteinander. Die griechische Zivilisation wurde durch diese Städtegründungen verbreitet, denn Siedler, Soldaten und Unternehmer suchten ihr Glück im Osten. Die hellenistische Polis In diesen Städten wurden hochentwickelter Handel und spezialisiertes Gewerbe betrieben, auch ein gut funktionierendes Bankenwesen entstand. Das zu den Städten gehörige „Hinterland“ wurde von Sklavinnen und Sklaven oder von abhängiger einheimischer Bevölkerung bearbeitet. Die hellenistischen Könige gewährten den Städten eine gewisse Selbstständigkeit und steuerliche Schonung. Da berufliche Spezialisten sehr gefragt waren, zogen viele Menschen aus beruflichen Gründen dorthin, die „Mobilität“ der Menschen nahm zu. Die orientalischen Städte In den alten Städten der orientalischen Hochkulturen wie Memphis, Babylon oder Jerusalem siedelte neben den Einheimischen auch griechische Bevölkerung. Besonders auf dem Gebiet von Religion und Kult kam es hier zu einer Vermischung von griechischer Sprache und Sitten mit orientalischen Bräuchen. Die griechische Bevölkerung stellte auch einen Teil der Oberschicht dieser Städte dar. „Fremdtümelei“ in Jerusalem Im 2. Makkabäerbuch beklagt sich ein unbekannter jüdischer Autor des 2. Jhs. v. Chr. über die Einführung griechischer Sitten in Jerusalem: 1.14 Der Hellenismus Griechische Sitten in Jerusalem Jerusalem war im 2. Jh. v. Chr. Teil des Seleukidenreiches. Der Jude Jason hatte von König Antiochos IV. das Hohepriesteramt gekauft (!). Es entstand eine solche Blüte der griechischen Lebensweise und ein solcher Zulauf zur Fremdtümelei durch die übermäßige Verruchtheit des gottlosen Jason, der alles andere als ein Hohepriester war, dass die Priester zum Altardienst nicht mehr willig waren, sondern voll Verachtung für den Tempel und die Opfer wetteiferten, teilzunehmen, sobald nur der Schall des Diskus zu ihnen drang. und die von den Vätern übernommenen Ehren missachteten sie und hielten die griechischen Auszeichnungen für die besten. Nach: 2. Makkabäerbuch 4, 10–15 (vgl. Lutherbibel 2017) Fremdtümelei = Übernahme von neuen Sitten und Verhaltensweisen Verruchtheit = Gemeinheit, Sittenlosigkeit Ölverteilung in der Laufbahn = Sportler ölten sich vor dem Training ein Schall des Diskus = mit diesem Ton zeigte man den Beginn der sportlichen Übungen an Aufgaben 1 Vergleichen Sie die Karten S. 27, S. 31 und die obere und formulieren Sie drei Aussagen über die Veränderungen, die Sie feststellen können. (HM) 2 Stellen Sie fest, aus welcher Sicht der Bibeltext verfasst wurde. (HM) 3 Rollenspiel: Ein Hohepriester des Tempels in Jerusalem diskutiert mit einem sportbegeisterten Jugendlichen über die neuen Sitten und Bräuche. (HO) 38.2 Diadochenreiche um 200 v. Chr. Nach dem Tod Alexanders 323 v. Chr. kam es zwischen seinen Heerführern, den Diadochen (Nachfolgern), zu einer 50-jährigen Auseinandersetzung um die Herrschaft. Das Ergebnis waren drei große Flächenstaaten: das Antigonidenreich, das Seleukidenreich und das Ptolemäerreich. Sie führten weiter Kriege gegeneinander, entwickelten sich allerdings auch zu wirtschaftlich erfolgreichen multikulturelle Vielvölkerstaaten. M i t t e l m e e r Donau Euphrat Tigris Kaspisches Meer Aralsee Rotes Meer Nil Meer Schwarzes Choresmien Thrakien Hellas Arabien Ägypten Illyrien Susa Persepolis Babylon Damaskus Antiochia Jerusalem Alexandria Syrakus Rom Nikaia Pella Ephesus Gangra Phasis Hekatompylos Kabul Maracanda Griechische Kolonien Römisches Reich Reich von Karthago Epirus Makedonien (Antigoniden) Pergamon Bithynien Pontos Reich der Seleukiden Partherreich der Arsakiden Gräko-Baktrisches Reich Reich der Ptolemäer 28423EX © Westermann 0 500 1000 km 38.1 Celsius-Bibliothek von Ephesos (erbaut im 2. Jh. n. Chr.). MUSTER
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