33 Dekonstruktion von historischen Darstellungen Dekonstruktion historischer Spielfilme Im 19. Jh. boten Historiengemälde die Möglichkeit, Ereignisse und Persönlichkeiten lebendig werden zu lassen ( S. 42 ff.), im 20. und 21. Jh. befriedigen Spielfilme das Bedürfnis der Menschen nach Visualisierung von geschichtlichen Ereignissen. Da Filme meistens „fertige Geschichten“ bieten, ist ein kritischer Umgang erforderlich. Machen Filme die Vergangenheit lebendig? Die Rekonstruktion vergangener Realität erfolgt scheinbar besonders echt und lebensnah durch die filmische Darstellung. Auch Persönlichkeiten der Antike wie Kleopatra oder Nero wurden auf diese Weise mehrmals zum Leben erweckt – mit verschiedenen Absichten, die oft mehr über die Entstehungszeit des Filmes aussagen als über die dargestellte Zeit. Es ist wichtig zu erkennen, dass historische Filme nicht die „Wirklichkeit“ wiedergeben, sondern dass es sich um Versuche handelt, die Vergangenheit zu rekonstruieren. Filme sollen finanziell erfolgreich sein und ein möglichst breites Publikum erreichen. Historische Ereignisse müssen daher verkürzt dargestellt werden. Das Handeln von Heldinnen und Helden wird herausgestrichen. Liebes- und Schlachtenszenen werden in den Mittelpunkt gestellt und Überraschendes sowie Unerwartetes wird betont. Im Film „Alexander“ des Regisseurs Oliver Stone etwa steht auf der emotionalen Ebene die schwierige Beziehung Alexanders des Großen zu seiner Mutter Olympias im Vordergrund, obwohl sie quellenmäßig keineswegs in dieser Deutlichkeit belegt ist. Historische Spielfilme richtig beurteilen Ziel der kritischen Auseinandersetzung mit historischen Spielfilmen ist es, die „Gläubigkeit gegenüber bewegten Bildern“ abzubauen. Spielfilme mit geschichtlichen Inhalten deuten, bewerten und interpretieren Ausschnitte aus der Vergangenheit, indem sie diese „vergegenwärtigen“. Im Geschichtsunterricht erhalten Sie ein „Werkzeug“ dafür, das zu erkennen und den Aussagegehalt solcher Filme kritisch zu hinterfragen. 33.1 Alexander und Olympias, Statue im Park von Schloss Schönbrunn. 33.2 Angelina Jolie spielte Olympias, die Mutter Alexanders des Großen. Sah Olympias wirklich aus wie Angelina Jolie? Filme dekonstruieren Um einen historischen Spielfilm zu dekonstruieren, schlagen wir Ihnen vier Arbeitsschritte vor. Wir erläutern sie an Oliver Stones Film „Alexander“. Alexander, Oliver Stone 2004 Drehorte: Marrakesch (Marokko), London, Thailand Weltpremiere: 16. November 2004 in Hollywood Besetzung: Colin Farrell/Alexander, Angelina Jolie/ Olympias, Val Kilmer/Philipp II., Gary Stretch/Kleitos Webseite: www.alexander-derfilm.de Dekonstruktion historischer Spiefilme MUSTER
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