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Darstellungen der Vergangenheit mit Originalquellen vergleichen In Schulbüchern und historischer Fachliteratur finden sich viel öfter Darstellungen als historische Quellen selbst. Die Autoren und Autorinnen solcher Erzählungen, die Historiker und Historikerinnen, zeigen die Vergangenheit aber nicht, „wie sie gewesen“ ist, sondern stellen sie immer aus einem bestimmten Blickwinkel dar. Daneben beeinflusst auch die Quellenlage die Darstellung. Alle Darstellungen der Vergangenheit (sei es ein historischer Spielfilm, ein Zeitungsartikel zu einem historischen Thema oder eine Karikatur) sind also Konstruktionen, bei denen gefragt werden kann, auf welchen Quellen sie beruhen. Drei Schritte zum Vergleich der in Darstellungen der Vergangenheit verwendeten Quellenaussagen mit historischen Originalquellen Schritt 1: Quelle(n) und Darstellung lesen • Lesen Sie die Quellen und den Autorentext auf S. 292 und unterstreichen Sie übereinstimmende Informationen. Die drei Quellen drücken die positive Einstellung gegenüber dem bevorstehenden Krieg aus der Sicht eines deutschen Künstlers (G. Heym: „sei es nur, dass man einen Krieg begänne“), eines österreichischen Intellektuellen (S. Freud: „fühle mich […] als Österreicher“) und eines hohen deutschen Militärs (K. A. von Müller – „glänzende Stimmung“) aus. Die historische Darstellung thematisiert die Kriegsbegeisterung vor Kriegsausbruch 1914 und gibt so erzählend die Quelleninhalte wieder. Allgemein wird von der Kriegsbegeisterung verschiedener Gesellschaftsgruppen (Schriftsteller, Zeitungsredakteure, Militärs, Entscheidungsträger) gesprochen. Schritt 2: Unterschiede in den Quellen herausarbeiten • Fassen Sie den Inhalt der einzelnen Quellen in eigenen Worten zusammen. • Arbeiten Sie die Unterschiede heraus. Der Schriftsteller Heym sehnt einen Krieg herbei, um der Langeweile des Friedens zu entkommen. Der Psychoanalytiker Freud spricht von seinem neu erwachten Patriotismus. Der Offizier von Müller betont die „glänzende Stimmung“ aufgrund der erfolgreichen Selbstdarstellung Deutschlands (und Österreich-Ungarns) als angegriffener Partei. Die Quellen stammen aus unterschiedlichen Zeiten: 1910 – vier Jahre vor Kriegsausbruch – und 1914 – unmittelbar nach der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien. Außerdem stammen die Äußerungen von Personen mit unterschiedlicher sozialer Stellung. Schritt 3: Quellennähe der Darstellung bewerten • Bewerten Sie die Quellennähe oder gegebenenfalls die Quellenferne der Darstellung in GO! 6. • Begründen Sie Ihre Bewertung. • Sprechen Sie über die Schwierigkeiten, die daraus entstehen können, wenn einem Historiker oder einer Historikerin nur eine Quelle für ein Ereignis zur Verfügung steht. In einem Schulbuch können natürlich nicht alle Quellen abgedruckt werden, die es zum Thema „Kriegsbegeisterung“ gibt. Die abgedruckten Quellen sind Beispiele dafür, dass in historischen Darstellungen stets Informationen aus historischen Quellen stecken. Die Darstellung auf S. 292 kann als quellennah bezeichnet werden, da sich aus den Quellen entnommene Informationen im Text wiederfinden. Historische Urteile, wie sie Historiker auf S. 291 in der Kriegsschuldfrage fällen, beruhen auf einem viel intensiveren Quellenstudium. Steht nur eine Quelle zur Verfügung, besteht die Gefahr der einseitigen Darstellung und/oder Bewertung eines historischen Ereignisses. Anwendung Arbeiten Sie zu zweit. Wenden Sie die vorgestellte 3-Schritte-Methode auf S. 159 „1492 – ein ereignisreiches Jahr“, S. 161 „Tenochtitlan, das Venedig Amerikas“ oder S. 169 f. „Jakob Fugger – ein Unternehmer der Frühen Neuzeit“ an. Arbeiten Sie in einer Kleingruppe. Suchen Sie sich ein Unterkapitel von GO! 5/6 aus und beschreiben Sie die Beziehung zwischen den abgedruckten Quellen und der Darstellung. 293 Kompetenzen erwerben MUSTER

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