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290Das „lange“ 19. Jahrhundert Das Attentat auf Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau am 28.06.1914 in Sarajewo setzte einen verhängnisvollen Mechanismus in Gang. Nach der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien entwickelte sich infolge des komplexen europäischen Bündnissystems aus dem regionalen serbisch-österreichischen Konflikt binnen weniger Tage der Erste Weltkrieg. Die Zerstörungskraft moderner Waffen richtete an den Kriegsfronten ungeheure Verheerungen an und kostete Millionen Menschen das Leben. Die Julikrise und Kriegserklärungen In Europa hatten sich vor 1914 zwei Blöcke herausgebildet: auf der einen Seite die Mittelmächte, das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn, verbündet mit dem Königreich Italien, das sich zunächst aus dem Krieg heraushalten wollte, und dem Osmanischen Reich. Auf der anderen Seite stand der russisch-französische Zweibund, der sich mit Großbritannien zur Triple-Entente zusammenschloss. Am 06.06.1914 garantierte der deutsche Kaiser Wilhelm II. Österreich-Ungarn rückhaltlose Unterstützung („Blankoscheck“). Österreich-Ungarn stellte am 23.06.1914 Serbien ein auf 48 Stunden befristetes Ultimatum. Obwohl Belgrad fast alle Forderungen akzeptierte, brach Wien die diplomatischen Beziehungen ab und am 28.07. erklärte die Donaumonarchie Serbien den Krieg. In der Folge wurden 56 weitere Kriegserklärungen ausgesprochen. Gegen Österreich-Ungarn und seine drei Verbündeten Deutschland, die Türkei und Bulgarien standen 28 alliierte Staaten. In einem Interview mit der Wochenzeitschrift DIE ZEIT geht der österreichische Historiker Manfried Rauchensteiner auf die Entscheidung Kaiser Franz Josephs ein, gegen Serbien Krieg zu führen. „Ich empfehle einen Krieg“ Die beiden Historiker Christopher Clark ( S. 291) und Manfried Rauchensteiner im Gespräch über Ausbruch und Vermächtnis der blutigen Katastrophe: 290.1 Bildpostkarte von Wilhelm II. und Franz Joseph I. Farblithografie. Um 1915. Bildpostkarten waren im Ersten Weltkrieg ein beliebtes Propagandamittel. 5.4 Falken und Tauben – Wie kam es zum Ersten Weltkrieg? „Ich empfehle einen Krieg“ VON STEFAN MÜLLER UND JOACHIM RIEDL […] ZEIT: Sie, Herr Rauchensteiner, schreiben, Kaiser Franz Joseph war in Wien von allem Anfang an eisern zum Krieg entschlossen. Manfried Rauchensteiner: Ja, ich meine, ausreichend Quellen dafür zu haben. Franz Joseph kam zwei Tage nach dem Attentat, am 29. Juni 1914, mit dem Entschluss für eine kriegerische Lösung von Bad Ischl nach Wien zurück. […] Die Ministerpräsidenten konnten bei der ersten Audienz nur kondolieren. Bei diesen Gesprächen wurde nichts protokolliert. Das Einzige, was wir wissen, ist, dass der Entschluss zum Krieg bereits Anfang Juli gefallen war. […] ZEIT Online. DIE ZEIT Nº 43/2013, aktualisiert 17. Oktober 2013, http://www.zeit.de/2013/43/erster-weltkrieg-ausbruchgespraech-christopher-clark-manfried-rauchensteiner (Mai 2015). Aufgaben 1 Entschlüsseln Sie die Bildpostkarte und begründen Sie, warum es sich um ein Propagandamittel handelte. (HM) MUSTER

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