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286 Das „lange“ 19. Jahrhundert Das aus dem Lateinischen stammende Wort „Imperialismus“ bezeichnet das Streben von Staaten, ihre Macht weit über die eigenen Landesgrenzen hinaus auszudehnen. Ziele des Imperialismus sind somit Hegemonie (Vorherrschaft) über andere Gebiete oder deren Annexion (Eingliederung). Europa führte als Rechtfertigung für die Inbesitznahme anderer Länder unter anderem seine „kulturelle Überlegenheit“ an. Die ursprüngliche Bevölkerung der eroberten Gebiete wurde nicht als gleichwertig angesehen, sie sollte missioniert und das „herrenlose Land“ in Besitz genommen werden. „Zeitalter des Imperialismus“ Die lange Epoche der europäischen Expansion begann im 16. Jh. ( S. 152 ff.) und erreichte ihren Höhepunkt in den vier Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg. Bis heute bezeichnen deshalb manche Historikerinnen und Historiker diesen Zeitraum als „Zeitalter des Imperialismus“ (ca. 1875 – 1914). Damals teilten die Kolonialmächte die noch nicht kolonialisierten Gebiete Afrikas und Asiens unter sich auf und nützten sie als Rohstofflieferanten und als Absatzmärkte. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges (1914) lebte weltweit mehr als die Hälfte aller Menschen in Kolonien. Entkolonialisierung Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs standen fast ganz Afrika, Indien, sämtliche Länder Südostasiens (mit der Ausnahme Thailands) und die meisten Inseln der Karibik unter kolonialer Fremdherrschaft. Teile des Nahen Ostens (Syrien, Palästina, Jordanien) wurden von Frankreich und Großbritannien verwaltet. Mitte der 1960er-Jahre war diese koloniale Präsenz bis auf geringe Reste verschwunden. Aufgaben 1 Stellen Sie in einer Kleingruppe Vermutungen darüber an, welche Verletzungen die europäischen Kolonialisten den Einheimischen zugefügt haben könnten. (PU) 2 Ermitteln Sie die Verbrechen gegen die Herero in Namibia vonseiten deutscher Siedlerinnen und Siedler sowie gegen die Bewohnerinnen und Bewohner des Kongo unter der Herrschaft des belgischen Königs Leopold II. Folgen Sie dazu auch den folgenden Links: https://www.youtube.com/watch?v=93BuuYlrwt0 https://de.euronews.com/2020/06/08/vergangenheitsbewaltigung-in-belgien https://www.youtube.com/watch?v=5ObdahQg0-g Diskutieren Sie darüber, ob die einstigen Kolonialmächte für ihre Verbrechen bezahlen sollen. 5 Imperialismus und der Erste Weltkrieg 5.1 Der europäische Weltherrschaftsanspruch 286.1. Der aus Kamerun stammende Bildhauer Pascale Marthine Tayou stellt mit seiner Installation „Kolmanskop Dream“ die Verletzungen, die der Kolonialismus den Einheimischen zufügte, dar. Dafür lässt er aus der Wand starke Äste ragen, die wie Buntstifte angespitzt sind. MUSTER

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