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280 Das „lange“ 19. Jahrhundert Anknüpfend an eine jahrhundertelange Tradition der Solidarität mit den Armen – z. B. gelebt von Franz von Assisi im 13. Jh. ( S. 80) – setzten sich Geistliche, Nonnen und Mönche schon bald für eine Verbesserung der schlechten Lage der entstehenden Arbeiterschicht ein. Die offizielle Kirche allerdings überließ bis Mitte des 19. Jhs. Überlegungen zur Verbesserung der Situation der Arbeiterschaft den verschiedenen sozialistischen Richtungen. Geistliches Engagement für die Arbeiterschaft Der Priester Adolph Kolping hatte als Schuhmachergeselle das Leben der unteren Schichten kennengelernt. Um 1850 gründete er in Köln und Umgebung katholische Gesellenvereine. Kolpings Haus in Köln war nicht nur Herberge, sondern auch Schule. Unter dem Einfluss Kolpings trat auch der Mainzer Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler gegen das Arbeiterelend auf. Er forderte eine Erhöhung der Löhne, die Verkürzung der Arbeitszeit und das Verbot von Kinderarbeit in den Fabriken. Ketteler regte die Gründung von konservativen katholischen Gewerkschaften und Parteien an, die sozialpolitische Forderungen an den Staat stellen sollten. Die Enzyklika „Rerum Novarum“ 1891 nahm schließlich auch die römisch-katholische Kirche in der Enzyklika „Rerum Novarum“ von Papst Leo XIII. Stellung zur „sozialen Frage“. Papst Leo kritisierte die sozialistischen Theorien und entwarf eine katholische Soziallehre. Die konservativ-katholische Sozialbewegung in Österreich Der deutsche Sozialkatholizismus (vor allem Kettelers) und die Enzyklika Leos XIII. beeinflussten die Entwicklung einer konservativ-katholischen Sozialbewegung in Österreich. Karl von Vogelsang, der führende katholische Sozialreformer, bewirkte mit seinen Schriften eine erste Welle von sozialreformerischen Gesetzen in den Achtzigerjahren. 1893 wurde die Christlichsoziale Partei als anti-liberale Partei gegründet. Sie konnte große Teile der bäuerlichen Bevölkerung und des städtischen Kleinbürgertums (Handwerker, Gewerbetreibende und Beamte) anziehen. So waren die Christlichsozialen neben den Sozialdemokraten die zweite Massenpartei, das „zweite politische Lager“ in Österreich. Karl Lueger, Wiener Bürgermeister von 1897 – 1910, verkörperte mehr als Vogelsang die antisemitischen Strömungen der Christlichsozialen. Aufgaben 1 Geben Sie die Grundgedanken der Enzyklika „Rerum Novarum“ in eigenen Worten wieder. (HM) 2 Das Kolping-Denkmal in Köln wurde 1903 feierlich enthüllt. Recherchieren Sie online nach anderen Denkmälern aus der Zeit um 1900 und stellen Sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede fest. (HM) Jedem das Seine … […] in der bürgerlichen Gesellschaft [ist] eine Gleichmachung von […] arm und reich schlechthin nicht möglich […]. Es mögen die Sozialisten solche Träume zu verwirklichen suchen, aber man kämpft umsonst gegen die Naturordnung an. >> Ein Grundfehler in der Behandlung der sozialen Frage ist […], dass man das gegenseitige Verhältnis zwischen der besitzenden und der […] arbeitenden Klasse so darstellt, als ob zwischen ihnen von Natur ein unversöhnlicher Gegensatz Platz griffe […]. Der Grundsatz: jedem das Seine, sollte […] unparteiisch auf die Höhe des Lohnes Anwendung finden […], die arbeitenden Stände [sollten] vollständig und treu die Arbeitsleistung verrichten, zu welcher sie sich frei und mit gerechtem Vertrage verbunden haben […]. Enzyklika RERUM NOVARUM, http://www.clerus.org/clerus/ dati/2000-05/06-10/RerNov.html (Mai 2014). 3.4 Die katholische Sozialbewegung 280.1 Das Adolph-Kolping-Denkmal vor der Minoritenkirche am Kolpingplatz in Köln ist dem Gründer der katholischen Gesellenvereine, des heutigen Kolpingwerks, Adolph Kolping (1813–1865) gewidmet. MUSTER

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