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275 Der Liberalismus geht zurück auf den Kampf des englischen Parlaments unter der Führung der Puritaner gegen den Absolutismus der Stuartkönige im 17. Jh. Der englische Philosoph John Locke (1632–1704) erlebte die Auseinandersetzungen und wurde mit seiner politischen Theorie die Leitfigur des Liberalismus. Er betonte die unveräußerlichen Rechte des Einzelnen und sein Recht auf Widerstand. John Locke – Leitfigur des Liberalismus In einem Gesellschaftsvertrag, so Locke, übergebe der Mensch dem Staat das Recht, sein Leben, seine Freiheit und seinen Besitz zu schützen. Der Staat solle jedoch nur dann eingreifen, wenn die größtmögliche Freiheit der Menschen in ihrem Streben nach Glück nicht gegeben ist. Sonst haben die Menschen das Recht, sich gegen den Staat zu wehren. Neben Lockes Ideen hatten auch die Theorien der französischen und deutschen Aufklärer große Bedeutung für die Entwicklung des Liberalismus. Ein weiterer Aspekt des Liberalismus bezieht sich auf die Freiheit des Menschen, zu wirtschaften. Der Hauptvertreter der Ansicht, dass sich durch freie Marktwirtschaft ein Gleichgewicht von Produktion, Verbrauch, Lohn und Preis von selbst ergibt, war Adam Smith ( S. 212 ff.). 3.1 Der Liberalismus – die Vision des Bürgertums John Locke „Zwei Abhandlungen über die Regierung“ Abschnitt II, 8. Kapitel, § 95 Da die Menschen […] von Natur aus alle frei, gleich und unabhängig sind, kann niemand ohne seine Einwilligung aus diesem Zustand verstoßen und der politischen Gewalt eines anderen unterworfen werden. Die einzige Möglichkeit, mit der jemand diese natürliche Freiheit aufgibt und die Fesseln bürgerlicher Gesellschaft anlegt, liegt in der Übereinkunft mit anderen, sich zusammenzuschließen und in eine Gemeinschaft zu vereinigen, mit dem Ziel eines behaglichen, sicheren und friedlichen Miteinanderlebens in dem sicheren Genuss ihres Eigentums und in größerer Sicherheit gegenüber allen, die nicht zur Gemeinschaft gehören. […] Wenn eine Anzahl von Menschen darin eingewilligt hat, eine einzige Gemeinschaft oder eine Regierung zu bilden, so haben sie sich ihr damit gleichzeitig einverleibt, und sie bilden einen einzigen politischen Körper, in dem die Mehrheit das Recht hat, zu handeln und die übrigen mit zu verpflichten. Locke, Zwei Abhandlungen über die Regierung, hg. v. Walter Euchner, S. 108 ff. 275.1 Adolf Schroedter, Die Grundrechte des Deutschen Volkes, Lithografie (1848). Die Form der Tafeln erinnert an die übliche Darstellung der Zehn Gebote des Moses. Ideologien bestimmen das 19. Jahrhundert MUSTER

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