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274 Das „lange“ 19. Jahrhundert Das Ende des revolutionären Frankreichs und der durch die Revolution geprägten Herrschaft Napoleons bewirkte eine Stärkung der konservativen Kräfte in Europa, die möglichst viele Elemente des Absolutismus und des Lebens vor der Revolution wiederherstellen wollten. Die liberalen und nationalen Ideen der Revolution wurden jedoch durch den Wiener Kongress und Übereinkünfte wie die Heilige Allianz ( S. 238 ff.) nur vorübergehend gebremst. Längerfristig konnte man jene Kräfte, die eine Veränderung wünschten, nicht unterdrücken. Entstehung eines „neuen Europas“ Die gebildete Jugend fühlte sich angesprochen von den freiheitlichen Ideen, das Bürgertum lehnte den Absolutismus und seine Privilegien für die Mächtigen ab. Die arme Bevölkerung auf dem Land und in den Städten litt unter der Ausbeutung und den schlechten Lebensverhältnissen. Der schrittweise Rückzug des Konservatismus dauerte bis in die Siebzigerjahre des 19. Jhs., und ein neues Europa des Liberalismus und Nationalismus, geprägt von Hoffnungen und Idealen, aber auch von gefährlichem Ehrgeiz und zerstörerischen Rivalitäten, entstand. Das 19. Jh. trug entscheidend dazu bei, den Menschen Europas eigene Identitäten zu geben (als Angehörige von Völkern, von Gesellschaftsschichten, Parteien, Konfessionen etc.). Es bildeten sich die Mythen der „Märtyrer der Revolution“, der soldatischen Helden der nationalen Kriege, der Vorkämpfer der Arbeiterbewegung und der Gründer der politischen Parteien. 274.1 Christus segnet vor der Sonne der Brüderlichkeit das neue Europa der Nationen, Lithografie (1848). Die Völker der Erde machen eine Prozession zur Statue der Menschlichkeit. Der Maler verwendet viele Symbole, religiöse (Kreuz, Löwe, Engel mit Posaune, Lilie und Füllhorn, Heilige mit Palmen) und weltliche (Fahnen, zerstörte Kronen, Wappen und Dokumente). 3 Ideologien bestimmen das 19. Jahrhundert Aufgaben 1 Partnerarbeit, Bildanalyse: Versuchen Sie die Bedeutung der religiösen und weltlichen Symbole auf dem Bild zu erklären. Das Bild ist gegliedert in ein „Oben“ und ein „Unten“. Erläutern Sie, wofür die beiden Bildhälften stehen und welche Personen bzw. Figuren jeweils im Mittelpunkt stehen. Fassen Sie die Hauptaussage des Bildes in einem Satz zusammen. (HM) MUSTER

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