271 Schritt 2: Vorbereitung in einer Pro- und einer Contra-Gruppe Was ist wichtig? • Durch Los werden Sie der Pro- oder der Contra-Gruppe zugeteilt. Es geht nicht darum, die eigene Meinung darzulegen, Aufgabe ist es, eine bestimmte Position gut begründet und überzeugend zu vertreten. • Setzen Sie sich (z. B. mithilfe von Nachschlagewerken und Internetartikeln) vertiefend mit „Ihrer“ jeweiligen Position auseinander und erarbeiten Sie begründete Standpunkte. Versuchen Sie, mögliche Argumente Ihrer „Gegnerinnen und Gegner“ zu erkennen und überlegen Sie, wie man sie widerlegen kann. Halten Sie die Informationen auch fest. • Diskutieren Sie in Ihrer Arbeitsgruppe, welche Gesichtspunkte zur Stützung Ihrer Position wichtig sind. Denken Sie auch über Argumente der Gegenseite nach. In der Gruppe sollte es Fachleute für einzelne Aspekte des Themas geben. • Notieren Sie Ihre Argumente – geordnet nach ihrer Wichtigkeit – auf Karteikarten. Erstellen Sie eventuell ein Plakat mit den wichtigsten Argumenten. • Wählen Sie zwei Personen als Gruppensprecherinnen bzw. Gruppensprecher. Person A hält in der Debatte das Plädoyer, d. h. den Eingangsvortrag. Person B erwidert auf das Plädoyer der „Gegner“. • Formulieren Sie für Ihre Gruppe ein Plädoyer, in dem Sie Ihre Pro- oder Contra-Position präzise und knapp darlegen. Pro-Argumente: – Väter bauen eine viel bessere Beziehung zu ihrem Kind auf. – Väter erkennen, dass Kindererziehung und Haushalt arbeitsintensiv sind. – Finnland will die Elternzeit für Väter und Mütter angleichen. Beide sollen für ihren Nachwuchs jeweils sieben Monate freinehmen können, und das bei vollem Gehalt. – Im Jahr 2018 übernahmen nur 4 764 Männer von mehr als 120 000 Eltern in Österreich die Kinderbetreuung. – Es gibt prominente Karenzväter wie den Journalisten Hans Bürger oder den Investmentbanker Jörg Asmussen. – Es ist ein konservatives Mutterideal, dass Frauen bei ihren Kindern bleiben müssen. – Frauen bekommen weniger Pension, wenn sie lange in Karenz gehen. – Frauen finden nach langer Karenzzeit keinen Anschluss mehr im Beruf. Fünf Schritte zur Pro-Contra-Debatte Wir schlagen Ihnen fünf Schritte vor, um eine Pro-ContraDebatte durchzuführen. Die Methode wird am Beispiel der Diskussion über gleiche Karenzzeit für Väter und Mütter vorgestellt. Als Vorbereitung können die Seiten über die Frauenemanzipation im 19. Jh. und „Frauen heute“ – S. 297 dienen. Schritt 1: Die Voraussetzungen für die Durchführung der Debatte schaffen Was ist wichtig? • Auswahl eines „echten“ Pro-Contra-Themas, das eine Ja-Nein-Antwort zulässt • Gründliche inhaltliche Vorbereitung • Eventuell Vorab-Abstimmung zur Erhebung eines ersten Meinungsbildes Die Rollen der Beteiligten klären • Die Moderatorin bzw. der Moderator erteilt das Wort, führt die Abstimmungen durch und achtet darauf, dass die Spielregeln eingehalten werden: Rednerinnen und Redner dürfen nicht in ein direktes Streitgespräch geraten, sondern müssen ihre Argumente nacheinander vortragen. Diese Formalisierung erleichtert es dem Plenum, auf die Stichhaltigkeit der Argumente zu achten. • Die Pro- und Contra-Gruppen vertreten jeweils eine bestimmte Position. Jede Gruppe wählt zwei Sprecherinnen oder Sprecher. • Die Gruppensprecherinnen und -sprecher müssen ihre Position – gestützt auf Argumente – im Plenum vorstellen und in der Runde der Erwiderung auf die Argumente der Gegenseite eingehen. Sie halten das Plädoyer (Eingangsvortrag). • Die Beobachtenden beurteilen die Stichhaltigkeit der vorgebrachten Argumente und die Überzeugungskraft der Rednerinnen und Redner. Thema für eine Pro-Contra-Debatte in einer 6. Klasse AHS: Soll die Karenzzeit verpflichtend auf beide Elternteile (falls vorhanden) zu gleichen Teilen aufgeteilt werden? Die gesetzliche Regelung in Österreich lautet derzeit: „Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben Anspruch auf Karenz bis zum Ablauf des zweiten Lebensjahres (Tag vor dem zweiten Geburtstag) des Kindes, wenn sie mit dem Kind im gemeinsamen Haushalt leben.“ https://www.oesterreich.gv.at/themen/arbeit_und_pension/elternkarenz_und_elternteilzeit/Seite.3590007.html. Streit ist die Kunst der Demokratie: die Pro-Contra-Debatte MUSTER
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