25 1.8 Die Polis – alle reden mit? Was ist eine Polis? Eine Polis ist eine Siedlung, in der das Zusammenleben durch Institutionen (Volksversammlung, Gericht, Rat) und Normen und Gesetze geregelt wird. Zur Wahl der Ämter und zur politischen Mitbestimmung waren nur erwachsene freie Männer zugelassen. Dabei waren ihr Grundbesitz und ihr Vermögen oft entscheidend. Um 500 v. Chr. gab es in den von Griechen besiedelten Gebieten im Mittelmeerraum ca. 700 Poleis, von denen die meisten eine Fläche von 50 bis 100 km2 hatten. Die meisten Poleis waren also sehr klein, es lebten dort 1 700 bis 3 000 Menschen. Sparta, Athen und Korinth waren ganz untypisch, weil sie eine viel größere Fläche und mehr Einwohnerinnen und Einwohner besaßen. Aristokratie und Tyrannis Mit ihren Gruppen von Unterstützern bestimmten Big Men im Wettbewerb untereinander häufig die Geschicke der Stadtstaaten und versuchten, sich als eine Elite abzugrenzen (Aristokratie). Einzelnen Adeligen gelang es, sich mit Unterstützung von großen Teilen der Bevölkerung zu Alleinherrschern zu machen (Tyrannis). 25.2 Foto der Agora in Athen mit Blick auf den Burgberg, die Akropolis. Im Zentrum der Poleis befand sich der für alle zugängliche Platz, die Agora. Diese Bauform des offenen Platzes ermöglichte Diskussionen, beförderte die Mitsprache von Bürgern und stiftete Gemeinschaft. Auf ihm wurden auch Handel betrieben, Streitigkeiten geschlichtet und religiöse Feste mit sportlichen oder kulturellen Wettkämpfen durchgeführt. Aufgaben 1 Auf S. 16 f. werden die kretischen Paläste beschrieben. Stellen Sie diese der griechischen Agora gegenüber. Was kann über Mitsprache der Bevölkerung/der Männer aufgrund der Architektur abgeleitet werden? (HO) In der Folge kam es zu Konflikten mit den unterlegenen Big-Man-Gruppen (Bürgerkrieg). Daher war die Tyrannis meist sehr kurzlebig. Wichtige Poleis Führende Stadtstaaten im 7. und 6. Jh. v. Chr. waren Milet, Korinth und Eretria. Bewohnt wurden sie von meist 2 000 bis 4 000 Menschen. Athen wurde erst im 6. Jh. bedeutend. Auch in der Beteiligung von männlichen freien Bürgern ging Athen weiter als andere Stadtstaaten. Über die Entstehung der Demokratie in Athen erfahren Sie etwas auf S. 126 f. 25.1 1 Rekonstruktion (Darstellung) das antike Athen um 400 v. Chr. Auf der Akropolis, dem Hügel in der Mitte, befand sich das zentrale Heiligtum der Stadt, der Tempel für Pallas Athene. Als ein eindrucksvolles Symbol der Zusammengehörigkeit führte zu diesem Tempel einmal im Jahr eine große Prozession, in der alle sozialen Gruppen der Stadt vertreten waren. Vor dem Tempel wurden Rinder für die Göttin geopfert und das Kultbild wurde neu eingekleidet. Das Opferfleisch wurde unter den Anwesenden verteilt. Athen war eine Ausnahme unter den Poleis, es hatte im 5. Jh. ca. 40 000 Bürger und eine Ausdehnung von ca. 2 600 km2. Das antike Griechenland und seine Umwelt MUSTER
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