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264Das „lange“ 19. Jahrhundert Arbeiten mit Fotografien Fotografien bieten ein anschauliches Bild von der Vergangenheit. Betrachterinnen und Betrachter bekommen auf Anhieb einen Eindruck, wie es früher gewesen sein könnte. Fotografien erschließen die Vergangenheit und liefern alltagsgeschichtliche Erkenntnisse. Wie wohnten die Menschen, wie kleideten sie sich? Wie sahen Städte, Häuser, Fabriken aus? Bilder als Massenware Die Fotografie hat zu einer massenhaften Verbreitung öffentlicher und privater Bilder geführt. Fotos werden heute nicht mehr als Besonderheiten oder Kostbarkeiten genau betrachtet, sondern als selbstverständliche Massenware „konsumiert“. Dennoch haben manche Fotografien nach wie vor eine starke Wirkung und prägen in besonderer Weise unsere historische Erinnerung. Deutlich wird das bei den sogenannten „Ikonen“, berühmten Bildern, die ein historisches Ereignis in prägender Weise darstellen. Eine Foto-Ikone der österreichischen Geschichte ist z. B. das „Staatsvertragsfoto“ aus dem Jahr 1955. Linktipp: http://austria-forum.org/ (Unterzeichnung des Staatsvertrags). Fotografie und Wirklichkeit Fotografien halten immer nur einen Augenblick fest. Als Betrachter oder Betrachterin weiß man nicht, was vor und nach der Aufnahme geschah. Fotografien zeigen außerdem nur Ausschnitte der Wirklichkeit. Was sich außerhalb dieses Ausschnitts ereignet, bleibt offen. Jede Aufnahme ist aus einem bestimmten Blickwinkel gemacht, immer gibt es jemanden, der das Bild – bewusst oder unbewusst – arrangiert hat. Die Entwicklung der Digitalfotografie hat es zusätzlich möglich gemacht, Bilder nachträglich zu bearbeiten, ohne dass diese Eingriffe erkennbar sind. Der Siegeszug des Fotos im 19. Jh. Die Fotografie war das wichtigste „Selbstdarstellungsmedium“ des 19. Jhs. Die neue Technik faszinierte und Bilder wurden nun auch für bürgerliche Kreise erschwinglich, die Fotografie löste die exklusive Auftragsmalerei, besonders die Porträtmalerei, ab. Ab Mitte des 19. Jhs. wurde der Gang zum Fotografen für bürgerliche Schichten zum Ritual. Die Auftragsproduktionen der damaligen Zeit verraten viel über bürgerliches Leben und Selbstverständnis ( S. 260). Neben der Porträtfotografie waren auch die Fotografie exotischer Völker und Lebensweisen, die Bilddokumentationen spektakulärer Entdeckungsreisen und die erotische Fotografie sehr beliebt. Die „Knipser“ sind unterwegs Zu Beginn der 1880er-Jahre trat mit den ersten tragbaren Kastenkameras eine grundlegend neue Situation für das Individuum im öffentlichen Raum auf. Nun war es möglich, ohne Stativ Momentaufnahmen zu machen. Die neuen, einfach zu bedienenden Kameras machten daher den Weg frei für die „Knipser“. 1882 begann mit der Erfindung des Reproduktionsverfahrens der Autotypie die eigentliche Pressefotografie und damit die Epoche der veröffentlichten „Augenblicksaufnahmen“. Das aktuelle Foto als Nachricht war bald fester Bestandteil der Illustrierten. Damit einher ging die Professionalisierung der Pressefotografie, die von Beginn an Armut, Kriegen und Katastrophen große Aufmerksamkeit widmete ( S. 170, 179). Aus welchem Blickwinkel sehe ich die Welt? Kompetenzen erwerben MUSTER

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