258 Das „lange“ 19. Jahrhundert Aufgaben 1 Erklären Sie, warum die von Metternich geprägte Regierung in Österreich (1. Hälfte 19. Jh.) gegen die Industrialisierung war. Warum konnte sie diese Entwicklung dennoch nicht aufhalten? (HO) 2 Recherchieren Sie online zu den im Info-Text genannten Attraktionen der Eisenarchitektur und präsentieren Sie Ihre Ergebnisse im Plenum. (HM) 3 Bei der Besprechung der Technologiegeschichte könnte man auf die beteiligten Menschen leicht vergessen. Erläutern Sie auf Basis des Textes „Der Weg des ‚eisernen Pferdes‘“, welchen Beitrag Menschen zum technologischen Fortschritt geleistet haben. (HO) Die Semmeringbahn Der Techniker Carl Ritter von Ghega, gebürtiger Venetianer, hatte in England und Amerika das Eisenbahnwesen studiert. Er war leitend tätig beim Bau der Kaiser-FerdinandNordbahn und wurde Anfang der 1840er-Jahre mit der Planung der Südbahn von Wien nach Triest beauftragt. Mit dem Bau der Strecke über den Semmering (1848– 1854) realisierte Ghega die erste normalspurige Gebirgsbahn Europas. Er war auch führend an der Entwicklung von Lokomotiven beteiligt, die für den Betrieb auf Gebirgsstrecken geeignet waren. Nach zirka 165-jährigem Betrieb der Eisenbahnstrecke über den Semmering ist seit 2012 auch ein Basistunnel in Bau. Das Projekt wurde von verschiedenen Interessengruppen bekämpft. 258.1 Semmeringbahn-Viadukt über die Kalte Rinne, Lithografie (um 1870). Vor über 150 Jahren wurde die erste Eisenbahnstrecke in den USA fertiggestellt, die die Ost- mit der Westküste verbindet. Diesem technologischen Meilenstein wurde jedoch viel untergeordnet: Viele Menschen starben und die indigene Bevölkerung wurde in großem Maße enteignet, bis die Eisenbahnlinie am 10. Mai 1869 in Promontory Summit eingeweiht wurde. Der folgende Text beschreibt die Arbeitsbedingungen. Der Weg des „eisernen Pferdes“ Die Arbeiter werden in vier Gruppen eingeteilt: Die Landvermesser suchen die beste Route für den Bau. Ihnen folgen die Planierer, deren Aufgabe der Bau von Brücken und des Gleisunterbaus ist. Mit den neu entwickelten Arbeitszügen kommen die Gleisleger. Schaffen diese Arbeiter eine Meile zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, erhalten sie zu ihrem Lohn von zwei Dollar ein Pfund Tabak. Man verspricht ihnen drei Dollar, wenn sie eineinhalb Meilen schaffen. Schließlich wird die Entlohnung auf vier Dollar erhöht – für zwei Meilen Strecke pro Tag. Die Männer schuften bis zum Umfallen, alle 30 Sekunden eine Schiene. Zu guter Letzt kommen die Eichmeister, die die Spurweite prüfen, und die Driller, die die Schienen festnageln. Unfälle sind bei diesem hohen Tempo an der Tagesordnung. Medizinische Versorgung existiert nicht, sie würde nur zusätzliche Kosten verursachen. Reich wird kein Arbeiter, denn in den Zeltstädten, die dem Eisenbahnbau folgen, wird ihnen in den Saloons das Geld von Glücksspielern und Huren schneller aus der Tasche gezogen, als sie es verdienen können. Diese Zeltstädte verdienen sich ihren Spitznamen „Hell on Wheels“ redlich, denn bezeichnenderweise kommen viermal mehr Arbeiter in diesen „Vergnügungsetablissements“ ums Leben als beim Bau der Strecke. Ein Reisender bemerkt lakonisch: „Die Einwohner genießen ihr Leben, indem sie trinken, spielen und sich gegenseitig totschießen.“ https://www.aachener-nachrichten.de/panorama/nordamerikas-transkontinentale-eisenbahnverbindung-wird-150_aid38519253, Artikel vom 10. Mai 2019. MUSTER
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