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254Das „lange“ 19. Jahrhundert 1 Industrialisierung 254.1 J. le Roy, Flugblatt der nationalen Französischen Rasiermesser-Manufaktur (Ausschnitt), Kupferstich Roy, nach einer Zeichnung von Claude Louis Desrais (um 1800). Der Frühkapitalismus, die neue Dynamik der Wirtschaft des 16. Jhs. ( S. 167 ff.), die mächtigen Handelshäuser und ihre wirtschaftlichen und finanziellen Möglichkeiten standen am Anfang der Massenproduktion von Waren. Anfangs arbeiteten die Unternehmer mit selbstständigen Handwerkern und Handwerkerinnen zusammen, die die Waren billig und in großer Zahl produzieren mussten. Mit der Einführung der Manufakturen konnte die Produktion an einem Ort zentralisiert werden. Der Herstellungsprozess wurde in eine Reihe von Teilschritten zerlegt und jeder Arbeitsschritt von einer Gruppe von Spezialisten und Spezialistinnen mit eigens dafür entwickelten Werkzeugen erledigt (Arbeitsteilung). Die Manufaktur bot gegenüber dem Verlagssystem entscheidende Vorteile für den Unternehmer: Die Produktion war noch billiger und konnte mit geringem Aufwand gut überwacht werden. Förderung und Verbreitung der Manufaktur Der Merkantilismus des 17. und 18. Jhs. ( S. 210) brachte verbesserte Rahmenbedingungen für die Betreiber zentralisierter Manufakturen. Die Regierung unterstützte sie, weil man am Export von teuren Luxusgütern interessiert war. Damit kam Geld ins Land und – in Form von Steuern – auch in die Kassen der Herrschenden. Besonders erfolgreich waren Manufakturen, die feinstes Geschirr oder Figuren aus Porzellan, Rauch- und Schnupftabak, Papier oder Spiegel erzeugten, hauptsächlich in reiner Handarbeit. Die Entwicklung der Spinnmaschine Daneben gab es bereits die maschinelle Erzeugung verschiedener Waren. Erst allmählich entwickelte sich die Bezeichnung „Fabrik“ mit der Bedeutung „Produktion mit Maschinen“ – „Manufaktur“ bedeutete im Gegensatz dazu „Herstellung ohne maschinelle Hilfe“. Die ersten mechanischen Produktionshilfen tauchten im Textilbereich in England auf. James Hargreaves entwickelte 1764 seine „Spinning Jenny“, einen handbetriebenen Spinnapparat. Richard Arkwrights Spinnmaschine von 1769 wurde mit einem Wasserrad angetrieben, konnte jedoch nur grobe Fäden spinnen. Samuel Crompton kombinierte die beiden Maschinen 1779 erfolgreich und nannte seine Erfindung „Mule“ (engl. für „Maultier“ oder „Muli“, eine Kreuzung zwischen Pferd und Esel), um auf die erfolgreiche „Kreuzung“ zweier Erfindungen hinzuweisen. 1.1 Von der Werkstatt zur Fabrik MUSTER

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