246 Ideen machen Politik: Aufklärung und Revolutionen Die Schlacht von Königgrätz Eine weitere entscheidende militärische Niederlage erhöhte den Druck, die Verfassungsfrage zu lösen. Österreichs Verhältnis zum Königreich Preußen wurde im Laufe der 1860er-Jahre immer schlechter. Besonders seit 1862, seit Otto von Bismarck die preußische Außenpolitik bestimmte, hatte Preußen die Führungsrolle Österreichs im Deutschen Bund immer wieder infrage gestellt. Als Preußen 1866 den Ausschluss Österreichs aus dem Deutschen Bund verlangte, kam es zum Krieg zwischen Österreich und Preußen. Die süddeutschen Staaten kämpften auf der Seite Österreichs, während Norddeutschland und das Königreich Italien mit Preußen verbündet waren. Die Schlacht von Königgrätz (Nordböhmen) brachte mit dem preußischen Sieg die Entscheidung. Österreich musste Venetien abtreten und auf seine Führungsrolle in Deutschland verzichten. Innenpolitische Probleme Die Niederlage von Solferino hatte Auswirkungen auf die österreichische Innenpolitik, sie zwang Kaiser Franz Joseph dazu, den Forderungen nach einer Verfassung nachzugeben. Die Verhandlungen gestalteten sich jedoch von Anfang an schwierig. Die politischen Verhältnisse im Vielvölkerstaat der Habsburger waren so kompliziert, dass sich das Ringen um eine Verfassung über acht Jahre hinzog. Die Deutschen sahen sich als Bewohner der Kernländer der Habsburger-Dynastie, für die Ungarn war ihre Nation der Mittelpunkt der Kronländer des alten ungarischen Königreiches. Zusätzlich hatten die Ungarn in Kaiserin Elisabeth eine starke Fürsprecherin. Deutsche und Ungarn forderten daher Sonderrechte, die ihnen die anderen Sprachgruppen nicht zugestehen wollten. Zentralismus, Föderalismus – Katholizismus, Liberalismus Neben den nationalen Problemen gab es auch Konflikte zwischen Zentralisten und Föderalisten. Die Zentralisten, vor allem Deutschnationale, die sich als die legitimen Herren im Habsburgerstaat sahen, forderten, dass ein Großteil der Verwaltung vom politischen Zentrum Wien ausgehe. Die Föderalisten forderten, dass ein Großteil der Angelegenheiten der einzelnen Kronländer und Sprachgruppen in diesen und unter diesen gelöst werde, und nicht im „fernen Wien“. Tschechen, Polen, aber auch klerikale (kirchliche und kirchennahe) Vertreter der österreichischen Alpenländer zählten zu den Föderalisten. Ein weiteres Feld der politischen Auseinandersetzung war die Stellung der katholischen Kirche in Politik und Gesellschaft. Die konservativen Kreise waren für eine Aufrechterhaltung des starken katholischen Einflusses, liberale, bürgerliche Schichten waren dagegen. Aufgaben 1 Fassen Sie in eigenen Worten die wichtigsten Informationen zu den Konflikten zusammen, die die österreichische Innenpolitik des späten 19. Jhs. beherrschten. (HM, HS) 2 Der Schweizer Henri Dunant wurde Zeuge der Schlacht von Solferino und sah, wie 40 000 Tote und Verletzte am Schlachtfeld zurückblieben. Recherchieren Sie online den weiteren Verlauf der Geschichte. (HM) 246.1 Beginn der Verfolgung bei Königgrätz, Gemälde 1872. Der Ausgang dieser Schlacht legte den Grundstein für einen deutschen Nationalstaat unter preußischer Vorherrschaft. In der Bildmitte reitet der preußische König Wilhelm mit seinem Generalstab über das Schlachtfeld. MUSTER
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