234Ideen machen Politik: Aufklärung und Revolutionen 234.1 Originalausschnitt aus dem Tagebuch von Célestin Guittard. Müller, Wolfgang (Hg.) (2009): In Pantoffeln durch den Terror. Das Revolutionstagebuch des Pariser Bürgers Célestin Guittard. Eichborn. 2.2 „In Pantoffeln durch den Terror“ Aufgaben 1 Beschreiben Sie die Haltung Guittards zu wichtigen Ereignissen der Französischen Revolution und belegen Sie diese mithilfe von Tagebuchstellen. (HM) 2 Analysieren Sie die Haltung Guittards zu den Maßnahmen gegenüber der katholischen Kirche. (HM) Die Französische Revolution im Augenzeugenbericht Célestin Guittard, ein Pariser Bürger, dokumentierte den revolutionären Umbruch von 1791–1796 in seinem Tagebuch. 30. Januar 1791 – Südwestwind; es hat ein wenig geregnet. Heute haben sich alle Wahlmänner der 48 Sektionen von Paris in Notre Dame versammelt, um mit der Wahl der Pfarrer anzufangen, die an die Stelle der Pfarrer in Paris treten sollen, die nicht den Eid auf die Verfassung geleistet haben. […] Die aristokratischen Priester erkennen, dass dies kein Traum und nicht damit zu spaßen ist. 19. Februar 1791 – Wind und leichter Frost. Heute erließ die Nationalversammlung ein Dekret, dass alle Zollschranken in allen Städten des Königreichs und in Paris abgeschafft werden sollen. Man wird vom 1. Mai an vor den Toren nichts mehr bezahlen müssen. So werden die Generalsteuerpächter, die Zollwärter, die Wachen im gesamten Königreich abgeschafft; endlich ist Frankreich jetzt frei und von allen Schranken befreit. Was für ein Schlag gegen alle, die das Volk auspressen! 22. März 1792 – Südwestwind; es hat nachts und morgens geregnet, den Rest des Tages war es sehr schön. Gestern wurde ein Dekret erlassen, durch das der König beauftragt wird, für ganz Frankreich Maschinen anfertigen zu lassen – Guillotinen –, mit denen der Kopf abgetrennt wird. Es wird nicht mehr länger gehängt. 10. September 1793 – 18 Grad. Ostwind; das schönst mögliche Wetter; wolkenloser Himmel. Brot – Endlich gibt es heute wieder in allen Bäckerläden Brot. […] Ich hoffe, dass wir jetzt endlich aus dieser Krise, in der wir uns befunden haben, heraus sind. Man hat reichlich schlechtes Brot gegessen; ich bin zwei Mal davon krank geworden, und nur ein Mal hab ich gar keines bekommen. 28. Juli 1794 – Nachmittags hat es ein wenig geregnet. Heute, Montagnachmittag, sind Robespierre und 21 mit ihm Verschworene zum Revolutionstribunal gebracht worden. […] In 24 Stunden war alles vorbei; sie waren kaum darauf gefasst, so schnell zu sterben, sie, die 60 tausend Menschen in Paris umbringen wollten. So kam es, dass in dem Augenblick, in dem die Schurken ihre Pläne ausführen wollten, Gott zuließ, dass sie selbst untergingen. Robespierre war die Seele dieser Verschwörung […] Ehrgeiziger Schuft, sieh nur, wohin dich dein Hochmut gebracht hat. Indem er als Anführer der Verschwörer starb, kommt mit ihm alles zu Fall. aus: In Pantoffeln durch den Terror. Das Revolutionstagebuch des Pariser Bürgers Célestin Guittard. 1791–1796. Übers. von Claudia Preuschoft, © AB – Die Andere Bibliothek GmbH & Co. KG, Berlin 2009, 2011. MUSTER
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