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201 Vom 16. bis 18. Jh. bildete die Auseinandersetzung zwischen dem Habsburgerreich und dem Osmanischen Reich einen Hauptkonfliktherd in Europa. Nach der Schlacht von Mohács 1526 beanspruchten beide Seiten das Erbe des Jagiellonenkönigs Ludwig II. von Böhmen und Ungarn. Der „Druck aus dem Osten“ als Motor der Staatswerdung Die Habsburger verbargen ihre massiven territorialen Interessen am Balkan unter dem ideologischen Deckmantel eines „Kreuzzuges gegen die Ungläubigen“. Ihr Expansionswille und die „Türkengefahr“ hatten weitreichende Folgen für die Staatsbildung. Der Historiker Hans Sturmberger betont, dass der ständige Druck aus dem Osten gleichsam ein Motor der Staatswerdung Österreichs gewesen sei, denn das Organisieren einer gemeinsamen Abwehr gegen das türkische Heer verlangte nach Zentralisierung und Stärkung der Macht des Landesfürsten. 1621 bestimmte Kaiser Ferdinand II. in seinem Testament die Unteilbarkeit der habsburgischen Ländereien und die Primogenitur-Erbfolge (Erstgeburtsrecht), weil er bey des Christlichen Nahmens Erbfeinde, des Türggen dazu veranlasst sei. Indirekt erleichterte die andauernde Bedrohung durch die türkische Armee auch die Verbreitung protestantischer Reformbewegungen, da die Habsburger zögerten, in ihren Ländern die Gegenreformation zu erzwingen. Das Sprichwort „Der Türk’ ist der Lutherischen Glück“ kennzeichnete treffend diese Situation. 3.1 Die Türkenkriege und ihre Auswirkung auf die habsburgische Staatsbildung 3 Staatliche Konsolidierung im Habsburgerreich 201.1 Die Ausdehnung des Habsburgerreiches am Balkan, 1683–1739. Aufgaben 1 Erläutern Sie die Auswirkungen der Kriege gegen das Osmanische Reich auf die Staatswerdung Österreichs. (HO) 2 Nennen Sie zwei weitere Beispiele aus der Geschichte, wo und wann ein gemeinsamer Feind oder das Propagieren eines gemeinsamen äußeren Feindes den inneren Zusammenhalt eines Staates gestärkt haben. (PU) Primogenitur = Erbfolgeprinzip, nach dem nur der Erstgeborene das Erbe antritt und alle anderen Geschwister ausgeschlossen bleiben Habsburgermonarchie 1683 Habsburgermonarchie 1699 Habsburgermonarchie 1718 1718 gewonnene, 1739 verlorene Gebiete Osmanisches Reich Vasallenstaaten des Osmanischen Reiches Grenze des Heiligen Römischen Reiches Po l e n Unga r n Osmanisches Reich Ö s t e r r e i c h Pest Ofen Temeswar Konstantinopel Belgrad Passarowitz Preßburg Wien Donau Donau Save Drau Theiß Siebenbürgen Moldau Banat Bosnien Slowenien Serbien Bulgarien Osmanisches Reich Große Walachei Kleine Walachei Kroatien Dnister 0 100 200 km Staatliche Konsolidierung im Habsburgerreich MUSTER

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