199 Unter dem Eindruck der andauernden Kriegswirren hatte sich in Europa eine große Friedenssehnsucht verbreitet. Theoretische Lösungsvorschläge für die Problematik des Krieges wurden erarbeitet. Es wurden in der Frühen Neuzeit über 180 Schriften verfasst, die sich mit Friedensvisionen und Einigungsentwürfen beschäftigen. 2.5 Friedensdenker für ein geeintes Europa Aufgaben 1 Fassen Sie die Lösungsvorschläge für einen dauerhaften Frieden in Europa, die in den Quellen formuliert werden, in eigenen Worten zusammen. (HM) 2 Erläutern Sie die Gegenposition Voltaires zum Friedensentwurf von Abbé de Saint-Pierre. (HM) 3 William Penn über „Reisefreiheit“: „Wir können uns leicht die Bequemlichkeit und den Vorteil vorstellen, mit dem Reisepass eines beliebigen Landes durch die Staaten Europas zu reisen.“ Listen Sie auf: Wie viele Grenzen mussten Ende des 17. Jhs. auf einer Reise von Rom nach Hamburg überschritten werden? Wie viele sind es heute? Verwenden Sie Ihren Geschichtsatlas. (HO) An Essay toward the Present and Future Peace of Europe (1693) Essay des englischen Quäkerführers und Staatsgründers von Pennsylvania, William Penn Nun sollen die souveränen Fürsten von Europa […] übereinkommen, durch ihre Bevollmächtigten in einem gemeinsamen Reichstag oder Staatenhaus oder Parlament sich zu treffen und da Rechtsbestimmungen festzusetzen für die souveränen Fürsten, die sie wechselseitig halten müssten. Und zwar sollten sie sich jährlich treffen oder mindestens alle zwei, drei Jahre, oder wie es sich durch den Bedarfsfall ergibt. Und heißen sollte diese Versammlung: Souveräner Reichstag, Parlament oder Staatenhaus von Europa. Vor diese souveräne Versammlung sollten alle Streitfragen, die zwischen einem Souverän und dem anderen anhängig sind und nicht schon vor Beginn der Tagung durch persönliche Gesandschaften beigelegt werden können, gebracht werden. Penn, An Essay toward the Present and Future Peace of Europe. Zit. nach: Plessen (Hg.), Idee Europa, S. 140. Plan für „den ewigen Frieden in Europa“ (1713) Ideen des französischen Geistlichen und Philosophen Abbé de Saint-Pierre zum Projekt eines europaweiten ewigen Friedens Wenn die achtzehn bedeutendsten Staaten Europas zur Erhaltung der bestehenden Regierung, zur Vermeidung gegenseitiger Kriege und zur Sicherung der Vorteile eines ununterbrochenen Welthandels einen Bund schließen und einen dauernden Kongress berufen, etwa nach dem Muster der sieben holländischen Generalstaaten, der dreizehn Schweizer Eidgenossenschaften oder des Deutschen Reiches, wenn sie also einen europäischen Staatenbund gründen, so müssen die Schwächeren darin eine hinreichende Sicherheit finden, dass jeder die gegenseitigen Abmachungen auch wirklich hält, dass der Handel nie unterbrochen wird und dass alle künftigen Streitigkeiten ohne Kriege auf dem Weg des Schiedsgerichts ausgetragen werden. Saint-Pierre, Abhandlung, um den ewigen Frieden in Europa wiederherzustellen. Zit. nach: Plessen (Hg.), Idee Europa, S. 145. Voltaire, Vom ewigen Frieden – von Doktor Gutherz (1769) Toleranz – das ist der einzige Friede von Dauer, der zwischen den Menschen geschlossen werden kann. Der Friede dagegen, den ein Franzose namens Abbé de St. Pierre erfand, ist ein Hirngespinst, das zwischen den Fürsten nicht länger Bestand haben wird als zwischen Elefant und Rhinozeros, zwischen Wölfen und Hunden. Die fleischfressenden Tiere werden sich immer bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zerreißen. Voltaire, Vom ewigen Frieden – von Dr. Gutherz. Zit. nach: Plessen (Hg.), Idee Europa, S. 145. Die Entstehung des Staates MUSTER
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