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Ordnung und Zugriff: der moderne Staat 198 Die Frühe Neuzeit war geprägt durch eine ständige Abfolge kriegerischer Auseinandersetzungen. Im gesamten 17. Jh. gab es nur zwei kriegsfreie Jahre, 1669–1670. Ein häufiger Grund für Auseinandersetzungen waren Erbfolgestreitigkeiten zwischen Dynastien. Das Heerwesen in der 2. Hälfte des 17. Jhs. Erstmals leisteten sich Fürsten stehende Heere, um auf dem Schlachtfeld erfolgreich zu sein. Dieser Schritt war für die Entstehung des Staates ausschlaggebend, denn nun stand dem Herrscher ein Machtinstrument zur Verfügung, mit dem er einerseits gegen ausländische Mächte, andererseits gegen innere Rebellionen vorgehen konnte. Da ein großes und gut gerüstetes Heer sehr teuer war – es verbrauchte etwa die Hälfte der Staatsausgaben – wurde es für einen Herrscher immer wichtiger, das Steuermonopol in seinem Land gegen die Stände durchzusetzen. Der zur Finanzierung von Kriegen ständig wachsende Geldbedarf wurde somit der wichtigste Antrieb für die Weiterentwicklung der staatlichen Steuer- und Finanzsysteme zur Maximierung der Einnahmen. Um seine finanziellen Forderungen gegenüber den Untertanen umzusetzen, benötigte der Herrscher eine Vielzahl von gut ausgebildeten und staatstreuen Beamten. Indirekt wurde der Krieg daher auch zum Auslöser für den Aufbau einer zentral organisierten Verwaltung. Aufgaben 1 Söldnerheer – stehendes Heer – allgemeine Wehrpflicht. Erklären Sie diese Begriffe mithilfe eines Lexikons. (HS) 2 Verschiedene Historikerinnen und Historiker sind der Ansicht, in der Frühen Neuzeit habe eine „militärische Revolution“ stattgefunden. Finden Sie Argumente für diese These (Behauptung, die bewiesen werden muss). (HM) 3 Informieren Sie sich mithilfe des jährlichen Berichts des Friedensforschungsinstituts SIPRI in Stockholm über Rüstungsausgaben und Truppenstärken heutiger Staaten. (PS) Linktipp: www.sipri.org 4 Allgemeine Wehrpflicht oder Berufsheer in Österreich? Diskutieren Sie die beiden Positionen. (PU) 2.4 „La guerre – c’est moi.“ Der Krieg als Motor für die Entstehung des Staates 198.1 Exerzierendes preußisches Wachbataillon um 1725 (Zeichner unbekannt). Soldaten, die bestraft werden sollten, wurden auf den Esel, eine Art Pranger, gesetzt und verspottet. Stehendes Heer = jederzeit verfügbares Heer, das vom Herrscher finanziert wird und ihm untersteht Steuermonopol = alleiniges Recht des Staates, Steuern einzuheben Wachstum der kaiserlichen Armee im Hl. Röm. Reich und in den Erblanden 1650 20 000 Soldaten 1698 34 500 Soldaten 1687 64 000 Soldaten 1698 116 000 Soldaten 1704 138 000 Soldaten 1737 160 000 Soldaten Winkelbauer, Ständefreiheit, S. 419 f. MUSTER

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