Ruhm, Pracht und Ablenkung – das waren die Ziele der Repräsentationspolitik Ludwigs XIV. Um gegenüber dem entmachteten Adel und den Untertanen seine königliche Autorität zu demonstrieren, ließ sich der König als allwissend, unbesiegbar und gottesgleich darstellen und mit Jupiter, Apoll oder Herkules gleichsetzen. Im Unterschied zu früheren Herrschern wurde dieses Bild zentral – am Hof von Versailles – konstruiert und mittels einer aufwendigen „Propagandamaschinerie“ verbreitet. Versailles als „Bühne“ Eine wichtige Rolle spielten bei der (Selbst-)Inszenierung des Königs die neu gegründeten Akademien, in denen Künstler und Schriftsteller großzügig gefördert wurden. Sie dankten es dem Herrscher z. B. mit Wettbewerben für die beste künstlerische Darstellung seiner „heroischen Taten“ oder für die beste Lobrede auf den König. Zur „Bühne“ für Ludwigs Machtentfaltung wurde Schloss Versailles. Dort lebten etwa 5000 Personen, der König und seine Familie, Adelige, Dienerinnen und Diener sowie Soldaten. Ein äußert strenges Hofzeremoniell bestimmte ihr Leben. Es legte den Rang aller Adeligen am Hof fest und regelte den Tagesablauf des Herrschers. Ludwig XIV. entwickelte eine besondere Leidenschaft für das Ballett. Er begeisterte sich für detailliert ausgearbeitete Choreografien, die alle Bewegungen der Tänzerinnen und Tänzer genau festlegten und deren exakte Ausführung mit Anmut und grazilen Schritten nach geometrischen Figuren vorschrieben. 196.1 Ludwig XIV. als „Aufgehende Sonne“ im „Ballet Royal de la Nuit“, aufgeführt am 23. Februar 1653 am französischen Hof, Aquarell (1653). 2.2 Gloire, éclat, divertissement – die Selbstinszenierung des Königs am Hof Die Sonne als „Logo“ Ludwig XIV. machte die Sonne zum Symbol seiner Herrschaft. Als Gegenstand wurde die Sonne gewählt, welche […] durch den Glanz, der sie umgibt, durch das Licht, das sie den anderen Sternen spendet, die sie wie ein Hof umgeben, durch ihre gleichmäßige und gerechte Verteilung dieses einen Lichtes an alle verschiedenen Klimata der Welt, durch das Gute, das sie allerorts vollbringt, indem sie ununterbrochen überall Leben, Freude, Tat erzeugt, durch ihren stetigen Lauf, auf dem sie immer ruhig erscheint, durch ihre konstante und unveränderliche Bahn, von der sie nie abweicht und sich nie abbringen lässt, bestimmt das lebendigste und schönste Bild eines großen Monarchen ist. Marquet, A. G. (Hg.), Louis XIV., Mémoires pour servir à l’instruction du Dauphin, S. 135. Aufgaben 1 Verschaffen Sie sich einen Eindruck von der höfischen Tanzkunst des 17. Jhs. Sehen Sie sich dazu Tanzszenen aus Corbiaus Film „Le Roi Danse“ an. Linktipp: www.youtube.com (Corbiau „Le Roi Danse“). (HM) 2 Erklären Sie, welche Botschaften der junge Ludwig XIV. dem Hofadel wohl vermitteln wollte, als er die Rolle der aufgehenden Sonne im „Ballet royal de la nuit“ übernahm. (HM) 3 Vergleichen Sie die Selbstdarstellung von Kaiser Augustus ( S. 51 ff.) mit der von Ludwig XIV. Ermitteln Sie Unterschiede und Ähnlichkeiten. (HM) 4 Als Inhaberin oder Inhaber einer PR-Agentur sollen Sie eine Person aus der österreichischen Politik „gut in Szene setzen“. Was tun Sie? Wovon raten Sie – wenn Sie die (Selbst-)Inszenierung Ludwigs XIV. in Ihre Überlegungen miteinbeziehen – ab? (PM) 196 Ordnung und Zugriff: der moderne Staat MUSTER
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