191 Leben im Krieg Bedingt durch Kriegsereignisse lebten große Teile der Bevölkerung in schlimmsten Verhältnissen und hatten Plünderungen, Hunger und Epidemien, wie z. B. Typhus, zu ertragen. Zwischen 1618 und 1648 verringerte sich die Gesamtbevölkerung Deutschlands um ein Drittel. Viele Überlebende verloren ihren Besitz und ihr Vermögen. Armut als Folge des Kriegs Um die Aufstellung eines Söldnerheeres zu ermöglichen, musste die Bevölkerung „Kriegssteuern“ bezahlen. Noch schlimmer jedoch wirkte sich die Praxis aus, den Söldnern wenig oder keinen Lohn auszuzahlen und sie aufzufordern, sich durch Plünderungen in den besetzten Gebieten schadlos zu halten. Dies führte sehr rasch zur drastischen Verarmung der betroffenen Bevölkerung. Zusätzlich waren Plünderungen immer mit Gewalt und Mord verbunden. Aufgaben 1 Schildern Sie mögliche Absichten und Ängste einer der Personen aus dem Gemälde Vrancks. (HM) 2 Während des Dreißigjährigen Krieges wurden furchtbare Verbrechen begangen. Dennoch müssen auch Bild- und Textquellen, die diese Gräueltaten darstellen, kritisch analysiert werden. Rekonstruieren Sie unterschiedliche Motive, die hinter den Darstellungen wie jener im Zeitungsbericht und auf Vrancks Gemälde stehen können. Worauf zielt der Text, worauf das Gemälde wohl ab? (HM) 191.1 Sebastian Vranck, Spanisch-Niederländischer Krieg, 1568–1648 – Soldaten plündern einen Bauernhof (1600). „Wöchentliche Ordinare Zeitung“ in Zürich 1634 (Nr. 38) über Gräueltaten der kaiserlichen Söldner in Höchstadt Am 12. August hat der kaiserliche General Graf Isolani einen Trupp Polacken und Kosaken vor die Stadt kommandiert, welche dieselbe aufforderten, sich zu ergeben, dann aber, als sowohl Papisten wie Evangelisten dabei waren, die Tore zu öffnen, selbst die Tore aufgehauen und Feuer gegeben haben, mit mehreren tausend Mann in die Stadt eingedrungen sind, alles ausgeplündert und folgende abscheuliche Taten begangen haben: Die meisten Frauen wurden jämmerlich zu Tode geschändet. Männern und Frauen wurden kaltes und warmes Wasser, vermischt mit Essig und Jauche, eingegossen. Mit Ketten und Stricken wurden sie bis auf den Tod gerädelt. Etlichen wurden Stöcke angelegt, andere bei den Gemächern aufgehängt und ihnen Nadeln in den Körper gestochen. Noch anderen wurden die Schienbeine zersägt, mit Holzscheiten die Schienbeine bis auf den Knochen zerrieben oder die Fußsohlen zerquetscht und zerschlagen, bis das Fleisch von den Füßen abfiel. zit. n. Dollinger, Schwarzbuch der Weltgeschichte, 2003, S. 229. Die Grundlegung des europäischen Staatensystems MUSTER
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