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188 Ordnung und Zugriff: der moderne Staat Karl V. folgte 1519 seinem Großvater Maximilian I. als Kaiser nach. Zur selben Zeit begann mit dem Auftreten Luthers die Reformation im Kaiserreich. In den folgenden Jahrzehnten sah es Karl als seine Hauptaufgabe an, die kaiserliche Herrschaft und die Einheit des Glaubens zu erhalten. Das führte zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit den protestantischen Reichsfürsten und den mit ihnen verbündeten französischen Königen, die immer wieder mit den Osmanen Bündnisse gegen den Kaiser schlossen. von Mühlberg entlastete ihn jedoch nur für kurze Zeit. Die protestantischen Fürsten verbündeten sich 1551 wieder mit dem französischen König, der bis zum Rhein vorstieß. Gleichzeitig drangen protestantische Truppen bis Tirol vor. Der Kaiser entging in Innsbruck nur knapp der Gefangennahme. Der Augsburger Religionsfriede Da die protestantischen Fürsten so mächtig geworden waren, musste Karl V. sich um eine Einigung mit ihnen bemühen. Das Ergebnis war der Augsburger Religionsfriede von 1555, in dem man sich darauf einigte, dass jeder Fürst festlegen konnte, welcher Konfession, dem Katholizismus oder dem Protestantismus, die Bewohnerinnen und Bewohner seines Territoriums angehören sollten. Dieses Abkommen bescherte dem Römisch-deutschen Reich während eines Zeitraumes von über sechzig Jahren Freiheit von Religionskriegen. Die katholischen Fürsten nützten diese Zeit, um in ihren Ländern die katholische Gegenreformation durchzuführen, d. h., sie zwangen Protestantinnen und Protestanten, zum Katholizismus überzutreten oder das Land zu verlassen. 1.1 Der große Religionskrieg kündigt sich an 1 Die Grundlegung des europäischen Staatensystems Karl V. an seine Schwester (1546) Gnädige Frau, meine Schwester, Sie wissen, […] dass ich alles getan habe, um die deutschen Angelegenheiten irgendwie in Ordnung zu bringen und Deutschland unter Vermeidung von Gewalt zu befrieden […]. [Die protestantischen Fürsten] beabsichtigen sogar, mich mit Gewalt zu zwingen, sich ihrem Plan zu unterwerfen und diejenigen zugrunde zu richten, die nicht dazu bereit sind. […] Nachdem ich mich mit unserem Bruder und auch mit unserem Vetter, dem Herzog von Bayern, beraten habe, sind wir zu dem Beschluss gekommen, dass nichts anderes übrig bleibt, als sich den besagten Abtrünnigen mit Gewalt zu widersetzen […], um sie zu einigermaßen erträglichen Bedingungen zu nötigen. Vereinfacht nach: Kohler, Quellen zur Geschichte Karls V., S. 323 ff. Aufgaben 1 Analysieren Sie den Brief Karls an seine Schwester hinsichtlich folgender Fragen: Wie stellt er seine Gegner dar? Was halten Sie von seinen Argumenten für den Krieg ? (HM) 2 Die Gegenreformation hatte das Ziel, den Katholizismus erneut durchzusetzen. Wesentliche Elemente dieser Bewegung waren das Konzil von Trient und die Gründung des Jesuitenordens. Recherchieren Sie online zu diesen beiden Elementen und präsentieren Sie Ihre Ergebnisse in der Klasse. (HM) 1544 hatte Kaiser Karl V. mit Frankreich und 1546 mit den Osmanen Friedensverträge abgeschlossen. Der Papst hatte ihm finanzielle Unterstützung zugesagt und Karl V. war nun bereit zu einem entscheidenden Schlag gegen die protestantischen Fürsten. Der folgende Sieg in der Schlacht Gegenreformation (1555–1648) = katholische Gegenbewegung zur Reformation, ausgehend vom Konzil zu Trient (1545–63) und dem 1534 gegründeten Jesuitenorden, dessen zentrales Anliegen der Einsatz für die Rekatholisierung Europas war. MUSTER

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