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17 Wozu dienten die Palastbauten? Ab dem 3. Jahrtausend v. Chr. organisierten sich die Menschen in kleinen sozialen Gruppen. Deren Anführer (Big Men) lenkten sie, unterstützen sie bei ihren Tätigkeiten und waren als Streitschlichter tätig. Sie erhielten für ihre Leistungen auch materielle Anerkennung. Der Besitz von Rindern, Pferden und Metallen, Handel mit Kupfer, Zinn und Silber und manchmal auch Gold verhalf einigen Großfamilien der Big Men zu größerem Reichtum. Diesen nutzten sie, um durch Geschenke und Handel ihren Einfluss auf Nachbarfamilien und Nachbardörfer auszudehnen. Sie ließen ab 2000 v. Chr. auf Kreta immer größere Palastanlagen errichten. Die wichtigsten waren Knossos, Malia und Phaistos. Diese Großanlagen ohne Schutzmauern waren um einen Innenhof erbaut. Herrscher hielten vermutlich religiöse Zeremonien ab und feierten Feste. Außerdem wurden Vorräte gelagert und Luxusgüter erzeugt, mit denen gehandelt werden konnte. Um 1450 v. Chr. wurden alle Paläste zerstört, außer Knossos. Man weiß bis jetzt nicht, warum. Kulturkontakte – Wissens- und Warenaustausch Das 2. Jahrtausend v. Chr. war weitgehend durch Handelsbeziehungen zwischen dem ägäischen Raum und dem Vorderen Orient geprägt. Die Handelskontakte zu Ägypten brachten das Wissen der Steinbearbeitung nach Kreta. Für die Bauten mussten nämlich große Blöcke aus Sandstein mit bronzenen Steinsägen fein bearbeitet werden. Kretische Handwerker stellten kunstvoll gestaltete Gefäße aus Ton und Edelmetall her. Berühmt waren die Freskenmaler, die auch Aufträge aus Ägypten annahmen. 17.2 Ein sogenanntes Stierspringerfresko aus Knossos, um 1600 – 1400 v. Chr., Ostseite des Palastes von Knossos. Auf dem Fresko sind die originalen Verputzbrocken zu erkennen, die anderen Teile wurden rekonstruiert. Ein sich im Sprung befindender Stier wird von einer vor dem Stier stehenden männlichen Figur an den gesenkten Hörnern gepackt. Über den Rücken des Stieres vollzieht eine weitere männliche Figur gleichzeitig einen Handstandüberschlag. Hinter dem Stier steht eine dritte männliche Figur, die die Arme in Richtung Stier ausstreckt. Eine andere Theorie meint, dass drei hintereinander folgende Szenen gleichzeitig dargestellt werden und ein Stierspringer über den gesamten Stier springt. Das Motiv des Stiersprungs kommt in Knossos sehr häufig vor. Aufgaben 1 Arbeiten Sie heraus, was der Aufbau des Palastes von Knossos über die Form der Herrschaft aussagt (HM). 2 Vergleichen Sie die Rekonstruktion mit einem aktuellen Foto der Ruinen von Knossos und bewerten Sie anschließend die Vor- und Nachteile von Rekonstruktionen. Schauen Sie sich dazu das folgende Foto an: http://www.minoer.net/wp-content/uploads/2011/02/ Knossos-49961-87537-61074-4.jpg. (HM) 3 Listen Sie wesentliche Merkmale der Palastkultur auf Kreta auf. (HM) 4 Betrachten Sie das Stierspringerfresko und finden Sie in einer Kleingruppe Argumente für oder gegen die beiden genannten Theorien. (HO) 5 In der Linear A-Schrift sind bis dato nur zwei Zeichen bekannt: KU-RO heißt Summe, Ganzes, PO-TO-KU-RO heißt Gesamtsumme. KI-RO heißt Defizit. Ziehen Sie eine Schlussfolgerung zur Funktion der Schrift. (HO) Bis um etwa 1400 v. Chr. finden sich in ägyptischen Gräbern immer wieder Darstellungen kretischer Gesandtschaften. Inschriften in Mesopotamien bezeugen Kontakte auch dorthin. Für die Handelsbeziehungen benutzten sie zunächst die bis heute nicht entzifferte Silbenschrift Linear-A, später die Silbenschrift Linear-B, ein frühes Griechisch. Es sind nur kurze Verwaltungstexte erhalten. 17.1 Rekonstruktion (Darstellung) des Palastes von Knossos. Die Paläste waren Zentren der minoischen Welt und die Hauptquartiere des Herrschers. In der Mitte befand sich ein großer Zentralhof. Nur die Wichtigen und Einflussreichen durften dorthin. Diese Paläste schützten enge, bewachte Zugänge, keine Mauern. Im zentralen Innenhof fanden auch Wettkämpfe, Feste, Prozessionen und Opferrituale statt. Das antike Griechenland und seine Umwelt MUSTER

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