167 In der Frühen Neuzeit wurde ein wichtiger Zwischenschritt von der bürgerlichen marktorientierten Stadtwirtschaft zur Industriellen Revolution des 18. Jhs. getan. Ab dem späten 14. Jh. bildeten die Kaufleute verschiedener Regionen Vereinigungen, sogenannte Handelsgesellschaften, die die im 15. Jh. wieder anwachsende Bevölkerung der größeren Städte mit Massengütern (Getreide, Fisch, Salz, Bier usw.) versorgten. Im Norden, an Nord- und Ostsee, konnte sich der Städtebund der Hanse als vorherrschende See- und Handelsmacht behaupten. In Süddeutschland, besonders in Augsburg, trat unter der Führung der reich gewordenen Familie Fugger eine Gesellschaft von Kaufleuten und Unternehmern in Erscheinung, die sich nicht nur als Händler, sondern auch in größerem Ausmaß als Kreditgeber betätigten. Kirchliches Zinsverbot Christen war es nicht erlaubt, für das Verleihen von Geld Zinsen zu nehmen. Kirchliche Dokumente aus dem 12., 13. und 14. Jh. belegen dieses Zinsverbot. Die vor allem durch die Entwicklung der Städte verursachte Zunahme der wirtschaftlichen Aktivitäten im Hoch- und Spätmittelalter war aber ohne Kreditgeschäfte nicht möglich. Deshalb wurde das Zinsverbot immer wieder durch Ausnahmen aufgehoben und durch verschiedenste Regelungen umgangen. So war es z. B. Juden und lombardischen Kaufleuten erlaubt, für Kredite zusätzliches Geld zu verlangen. Verschiedenste weltliche Herrscher hoben das Zinsverbot im Laufe des 16. und 17. Jhs. auf. Offiziell wurde das Einheben von Zinsen innerhalb der katholischen Kirche erst 1830 erlaubt. Neue Wirtschaftsgesinnung Trotz dieser einschränkenden religiösen Vorschriften entstand im Spätmittelalter eine neue Wirtschaftsanschauung, in der der freie Wettbewerb als gottgewollter Grundsatz wirtschaftlichen Lebens galt. Gewinnstreben wurde positiv gesehen, weil man der Überzeugung war, dass eine gewinnorientierte Wirtschaft zum Wohl aller Menschen beitragen würde. Der erste, der diese neuen Gedanken zum Wirtschaften niederschrieb, war der Humanist und Stadtschreiber von Augsburg, Konrad Peutinger (1465–1547). Auch Martin Luther setzte sich in seinen Schriften mit dem „Kauf handel“ auseinander. Anders als Peutinger war er jedoch der Ansicht, es sei unehrenhaft, durch Handel zu Reichtum zu kommen. Zeit und Mühe aufzuwenden sei nur gerechtfertigt, wenn es der Erlösung des Menschen diene. 2 Veränderungen in der frühen Neuzeit 167.1 Ausbreitung des Handelshauses der Fugger in Europa. 2.1 Frühkapitalismus London Genf Mailand Osmanisches Reich Genua Villach Venedig Bozen Florenz Rom Neapel Marseille Barcelona Cartagena Almeria Málaga Cádiz Sevilla Almadén Lissabon Madrid Lyon Troyen Frankfurt Teschen Neusohl Wien Innsbruck Salzburg Hall Augsburg Ofen Nürnberg Leipzig Krakau Breslau Danzig Köln Antwerpen Brügge Tuch Waffen Nordsee Atlantischer Ozean Seide Quecksilbermonopol Tuch Orientwaren Orientwaren M i t t e l m e e r 0 200 400km Haupthaus Faktoreien Messestädte Handelswege Seewege Habsburgische Gebiete Heiliges Römisches Reich Bergwerks- und Hüttenbetriebe in der Hand der Fugger Gold Silber Kupfer Blei Quecksilber Salz Hüttenwerke Fugger um 1500 Veränderungen in der frühen Neuzeit MUSTER
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