165 Mexiko fordert seit Jahren von Österreich die Rück gabe des wohl bekanntesten Objekts des Wiener Museums für Völkerkunde, eines früher fälschlicherweise als „Federkrone des Montezuma“ bezeichneten Federkopfschmuckes. 2006 wurde dieses Ansinnen durch eine Entschließung des mexikanischen Parlamentes bekräftigt. Im Austausch bot man Österreich eine originalgetreue Replik (Nachbildung) aus dem Museum für Anthropologie in Mexiko-City an. Die Herkunft des Federkopfschmuckes 1590 wurde der Federkopfschmuck von Erzherzog Ferdinand II. gekauft und kam in österreichischen Besitz. 1596 wurde er unter der Bezeichnung „Mörischer Huet“ (Mohrenhut) inventarisiert. Ab dem 17. Jh. klassifizierte man ihn als indianisch, ab dem 19. Jh. als mexikanisch. Diese Zuordnung führte dazu, dass er dem Aztekenherrscher Montezuma zugeschrieben wurde. 2002 haben Expertinnen und Experten des Kunsthistorischen Museums Wien zusammen mit mexikanischen Fachleuten den Federkopfschmuck untersucht. Sie kamen zu dem Schluss, dass es sich um den Kopfschmuck eines Priesters handelt. 2006 wurde die Angelegenheit im Außenpolitischen Ausschuss des österreichischen Parlaments behandelt. Im Jänner 2011 verhandelte Mexikos stellvertretende Außenministerin Aranda offiziell in Wien über das temporäre Ausleihen der Kostbarkeit aus dem Völkerkundemuseum. Österreich äußerte restauratorische und rechtliche Bedenken. 165.1 Mittelamerikanischer Federkopfschmuck (um 1520), erworben von Erzherzog Ferdinand II. Teil der Nord- und Mittelamerikasammlung des Kunsthistorischen Museums Wien. 1.7 Die Perspektive erweitern III: „Mörischer Huet“ oder Federkopfschmuck Das österreichische Parlament diskutiert das Thema im Jahr 2006 Parlamentskorrespondenz Nr. 654 vom 05.07.2006 Der [damalige] Direktor des Völkerkundemuseums Christian Feest hielt in seinen Ausführungen fest, dass die Behauptung, es handle sich um die Krone des Aztekenherrschers, schon seit Jahrzehnten widerlegt und damit nicht aufrechtzuerhalten sei. Zudem könne kein Zweifel daran bestehen, dass dieses Exponat rechtmäßig in österreichischen Besitz gelangt sei. Feest warnte auch vor den Folgen, die ein solches Präjudiz [vorgreifende Entscheidung], wie es mit der Übergabe des Kunstwerkes an Mexiko gesetzt werden würde, für die gesamte Museums- und Kunstwelt haben würde. Zudem sei die diesbezügliche Debatte in Mexiko eine rein politische, der man den „langen Atem der Geschichte“ entgegenhalten müsse. Dieses Kunstwerk sei als Teil des Weltkulturerbes in Österreich gut aufgehoben. […] Die Abgeordneten Peter Schieder [SPŌ], Ulrike Lunacek und Wolfgang Zinggl [Grüne] plädierten für die Übereignung der Federkrone an Mexiko, zumal Mexiko als erstes Land 1938 gegen die Okkupation Österreichs durch Nazideutschland protestiert habe. Für die Mexikaner habe das Stück eine ganz besondere symbolische Bedeutung, was bei den Österreichern nicht der Fall wäre, weshalb man ruhig die Exponate tauschen und sich in Österreich mit der bislang in Ciudad de Mexico gezeigten Kopie begnügen könne. Die Abgeordneten Michael Spindelegger [ŌVP] und Herbert Scheibner [FPŌ] hielten dem entgegen, dass die Aussagen der Experten klar belegt hätten, dass es in dieser Hinsicht österreichischerseits keinen Handlungsbedarf gebe. Auf Vorschlag Spindeleggers wurde die Materie sodann vertagt. APA, 05. 07. 2006, www.ots.at. Führen Sie eine Pro- und Contra-Debatte durch, ob der Federschmuck zurückgegeben werden soll oder nicht. Nehmen Sie dazu die Anleitung im Kapitel 8 (S. 270ff.) zur Hilfe. Entdeckungsfahrten und Eroberungen MUSTER
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjg5NDY1NA==