1.5 Die Perspektive erweitern I: die Eroberung der Stadt Tenochtitlan 2 Arbeiten Sie aus den Textquellen heraus, warum der aztekische König Montezuma sich so friedvoll verhalten hat und wie das aztekische Volk darauf reagiert hat. (HM) 3 Das außerirdische Volk der Ferengi in „StarTrek“ weist Züge europäischer Entdecker auf. Stimmen Sie dieser These nach der Lektüre der Quellentexte zu? Begründen Sie Ihre Meinung. (HM) Linktipp: https://de.wikipedia.org/wiki/Star_Trek Aufgaben 1 Vergleichen Sie die beiden Texte. Zeigen Sie Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den Erzählungen über die Eroberung von Tenochtitlan auf. (HM) Bernardino de Sahagún, Franziskanermönch und Missionar, über die Geschichte Neu-Spaniens Ausschnitt aus der 12-bändigen „Allgemeinen Geschichte der Angelegenheiten Neu-Spaniens“ (in Nahuatl/ Aztekisch und Spanisch, 1569 fertiggestellt) Motecuhçoma [Montezuma] ging den Spaniern entgegen, überreichte ihnen Geschenke und begrüßte Cortés: „O unser Herr! Jetzt ist es wahr geworden, du bist zurückgekehrt, mit Mühsal bist du nun angelangt. Die Könige haben nur eine kleine Weile den Thron für dich gehütet, jetzt bist du zurückgekehrt, wie es uns die Vorfahren vorhergesagt haben. […] Cortés antwortete […]: „Motecuhçoma soll sich nicht fürchten, denn wir lieben ihn sehr. Jetzt, da wir in sein Haus gekommen sind, kann er unser Wort in Ruhe hören.“ Dann packten sie ihn mit der Faust, so bezeigten sie ihm ihre Liebe und führten ihn als Gefangenen in seinen Palast. […] Darauf drangen sie in das eigentliche Schatzhaus Motecuhçomas. Alle seine Kostbarkeiten holten sie heraus […] Man sah sie stolz aufgerichtet gehen, wie Narren oder wie Tiere, sich die Beute gleichsam einander wegbeißend. […] Während das Fest [zu Ehren des Gottes Huitzilopochtlis] vor sich ging, während man tanzte, sang, im Rundgesang tanzte, kamen die Spanier, zur Schlacht gerüstet. Sie besetzten überall die Ein- und Ausgänge des Tempels, dann begannen sie zu morden. Kurz vor Sonnenuntergang kam Itzquauhtzin [hoher Beamter], seine Stimme zu erheben: „O Mexikaner, es bittet euch euer Herr, der König Motecuhçoma, er spricht: ‚Wir sind den Spaniern nicht gleich an Kräften, es möge der Speer, der Schild niedergelegt werden.‘“ Nachdem er so gesprochen hatte, erhob sich von allen Seiten ein wüstes Geschrei. „Was sagt Motecuhçoma, der Schuft?“ Darauf schwoll das Kriegsgeschrei an. Sahagún, zit. in: Braun (Hg.), „Sie suchen nach dem Gold wie Schweine“, S. 60, 67, 82, 93. Hernán Cortés an Kaiser Karl V. Cortés informierte Karl V. (1520–1524) in mehreren Berichten über die Eroberung Mexikos. Als wir die Brücke überschritten hatten, kam uns der große Moteczuma [Montezuma] mit etwa 200 Gefolgsleuten entgegen. […] Nachdem er mir die Geschenke überreicht hatte, setzte er sich auf eine Erhöhung […] und begann seine Rede. […] Ich antwortete auf alles, was er gesagt hatte, ihn in allem zufriedenstellend, wo es mir ratsam erschien, besonders ihn in seinem Glauben bestärkend, dass Eure Majestät wirklich der längst von ihnen Erwartete sei. […] Als dies [die Einwilligung mitzukommen] geschehen war, kamen viele Herren seines Gefolges, brachten eine Sänfte herbei und hoben ihn weinend hinein. So begaben wir uns nach dem Quartier, in dem ich wohnte, ohne dass es in der Stadt Tumult gab, wenn auch einige Bewegung erkennbar war. Moteczuma befahl, dass nichts dergleichen geschehen solle, und so verblieb alles in völliger Ruhe, auch die ganze Zeit hindurch, in der ich ihn gefangen hielt. […] Dieser Bote überbrachte mir Briefe meines dort [in Tenochtitlan] gebliebenen Alkalden [Bürgermeisters], der mir mitteilte, dass die Indianer unsere Festung von allen Seiten angegriffen, an vielen Stellen Feuer gelegt und Stollen gegraben hätten. Die Spanier seien in größter Gefahr gewesen und wären getötet worden, wenn nicht Moteczuma befohlen hätte, den Kampf einzustellen, dass man sie aber auch jetzt noch eingeschlossen habe und keinem von ihnen sich aus der Festung zu entfernen gestatte. Ferner habe man ihnen während der Kämpfe einen großen Teil der Vorräte weggenommen, und auch die vier Brigantinen [Schiffe] seien verbrannt worden. Die Spanier befänden sich in größter Not, und ich möge ihnen um Gottes willen eilends zu Hilfe kommen. Cortés, zit. in: Homann (Hg.), Die Eroberung Mexikos, S. 74, 111. 162 1500 – Aufbrüche, Hoffnungen, Ängste MUSTER
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