132 Demokratie und Recht Die mächtigen Tudor-Könige und Königinnen beriefen das Parlament für 150 Jahre nicht mehr ein, doch im 17. Jh. wurde die parlamentarische Tradition wieder aufgenommen. Die Republik der Puritaner und das Ende der Stuarts Das Parlament erklärte England zur Republik und ließ König Charles I. hinrichten. Während dieser Zeit regierten die Puritaner unter ihrem Führer Oliver Cromwell. Das Cromwell-Regime schränkte das lebendige öffentliche Leben wie z.B. die blühenden Theater aus religiösen Gründen stark ein. Nach einem Jahrzehnt starb Cromwell, und das Volk und ein großer Teil des Parlaments waren der Purtitaner müde und luden den Stuart Charles II. ein, wieder als König nach England zu kommen (1660). Charles II. regierte in den ersten Jahren mit der Unterstützung des Parlaments. Seine Bestrebungen, absolutistisch zu regieren, blieben ohne wesentlichen Erfolg. Als der Bruder von Charles II., James II., der den Katholiken nahestand, seinen Sohn katholisch taufen ließ, lud das Parlament William von Oranien ein, mit einem Heer von den Niederlanden nach England zu kommen, James zu vertreiben und in England König zu werden (1688). William landete mit 14 000 Mann und James flüchtete nach Irland. Man nennt dies die Glorreiche Revolution, weil die Ereignisse ohne Blutvergießen abliefen. Die „Bill of Rights“ William und seine Gattin mussten, bevor sie den Thron besteigen konnten, die „Bill of Rights“ anerkennen (1689). Dieser Vertrag schränkte die Rechte des Königs ein und machte Krone und Parlament zu gleichwertigen Partnern in Regierung und Gesetzgebung. Damit waren die langen Auseinandersetzungen zwischen König und Parlament beendet. Die „Bill of Rights“, eine Art Verfassung Englands, wurde das Vorbild für die Verfassung der Vereinigten Staaten. 132.1 Session des Parlaments zu London über die Sentenz des Grafen von Stafford (1641). 1641 wurde dem wichtigsten Ratgeber von Charles I. wegen Hochverrats der Prozess gemacht. Der König, der dem Todesurteil zustimmen musste, wurde 1649 selbst hingerichtet. In den Logen im Bildhintergrund sitzen König und Königin. Die Mitglieder des Oberhauses haben vor den ansteigenden Bankreihen, auf denen die Commons sitzen, Platz genommen. Ausschnitt aus der „Bill of Rights“ (1689) Die geistlichen und weltlichen Lords und die Commons […], hier versammelt als die vollständige und freie Vertretung dieser Nation […], erklären, • dass die Einhebung von Geld für die Krone [den König] ohne Zustimmung des Parlaments […] ungesetzlich ist. • dass es das Recht der Untertanen ist, sich beim König zu beschweren […]. • dass die Aufstellung und Haltung eines stehen- den Heeres innerhalb des Königreiches zu Friedenzeiten ohne Zustimmung des Parlaments ungesetzlich ist. • dass die Wahlen von Mitgliedern des Parlaments frei sein sollen. • dass die Freiheit von Rede, Debatten und anderen Vorgängen im Parlament […] nicht infrage gestellt werden darf. • dass weder unangemessene Kautionen noch unangemessene Strafgelder verlangt, noch grausame oder unübliche Strafen verhängt werden dürfen. • dass zur Wiedergutmachung von Übeln und zur Anpassung, Stärkung und Erhaltung des Rechts Parlamente häufig abgehalten werden sollen. http://avalon.law.yale.edu/17th_century/england.asp (März 2017) Übersetzung: Franz Melichar. Aufgaben 1 Fassen Sie zusammen, welche drei Zugeständnisse der König den Adeligen in der Magna Carta Libertatum machen musste. (HM) 2 Erklären Sie, warum die Magna Carta Libertatum als Beginn des englischen Parlamentarismus bezeichnet wird. (HM) 3 Vergleichen Sie das Sitzungsbild des Parlaments aus dem 17. Jh. mit dem Bild aus der Zeit Eduards I. Welche Gruppen sind im 17. Jh. dargestellt? Welche Veränderungen lassen sich erkennen? (HM) 4 Diskutieren Sie, welche Auswirkungen auf König, Parlament und Untertanen die einzelnen Bestimmungen der „Bill of Rights“ hatten. (HO) MUSTER
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