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131 Die „Magna Carta Libertatum“ als Ausgangspunkt 1215, nach einer verlorenen Schlacht gegen den französischen König Philipp II. August, zwangen die führenden Adeligen Englands ihren König Johann I. Ohneland, die „Magna Carta Libertatum“,die„GroßeFreiheitsurkunde“, zu unterschreiben. Johann I. musste ihnen darin drei Zugeständnisse machen: • Freien (nur ein kleiner Teil der Bevölkerung) durften Recht und Gerechtigkeit nicht verweigert werden. • Freie durften nur verhaftet oder verbannt werden, wenn sie von einem Gericht von Freien dazu verurteilt wurden. • Steuern durften nur durch den Großen Rat des Königreiches (dessen Mitglieder die hohen Adeligen waren) eingeführt werden. Obwohl die Magna Carta ein feudales Dokument ist, ist sie doch der Beginn der Entwicklung des englischen Parlamentarismus. Die in ihr festgeschriebenen Rechte wurden in den folgenden Jahrhunderten auch anderen Bevölkerungsgruppen zuerkannt. Schon in der zweiten Hälfte des 13. Jhs. wurde der „Große Rat“, der den König während des Mittelalters beriet, „Parlament“ genannt. Im Modell-Parlament Eduards I. (1295) waren neben den Vertretern des hohen Klerus und des Hochadels auch zwei Ritter aus jeder Grafschaft und je zwei Bürger aus jeder Stadt vertreten. Die Repräsentanten der Städte hatten zunächst jedoch fast keine Rechte. Eduard I. förderte das Parlament. Er machte dem Hochadel, aber auch dem niederen Adel und den Städten Zugeständnisse. Diese waren dafür bereit, auf seine Forderungen nach zusätzlichen Steuern einzugehen. 2 Entwicklung der modernen Demokratie Parlament im Spätmittelalter In der Zeit des Hundertjährigen Kriegs (Mitte 14. bis Mitte 15. Jh.) gegen Frankreich waren die Könige ebenfalls vom Parlament abhängig. Ab etwa 1340 trafen sich die Vertreter der unteren Schichten, die Commons, und die Vertreter von Adel und Klerus, die Lords, getrennt. Das Parlament teilte sich damit in zwei Versammlungen, das „House of Commons“ (Unterhaus) und das „House of Lords“ (Oberhaus). Es wurde üblich, nur mit Zustimmung beider Häuser Gesetze zu beschließen. Das Unterhaus wurde immer wichtiger, weil nicht die Adeligen, sondern die Bauern, die Händler und die Handwerker das Geld, das der König benötigte, aufbrachten. Die Adeligen bezahlten, wie in den meisten anderen Ländern Europas, keine Steuern. Ende des 14. Jhs. hatten die Commons das Recht, Steuergesetze zu verabschieden, die letzte Entscheidung war jedoch dem König vorbehalten. Heute sind nur mehr die Commons für Steuergesetze zuständig. 131.1 Eduard I. inmitten seiner Vasallen (13. Jh.); Geschichte lernen 73/2000, S.54. Links und rechts neben Eduard sitzen der schottische König Alexander und der walisische Prinz Llewelyn, die zwar Vasallen Eduards waren, aber wohl nie an einer Parlamentssitzung teilgenommen haben. Links und rechts außen haben die Erzbischöfe von Canterbury und York Platz genommen. Im Vordergrund sieht man weitere Bischöfe, Äbte und Adelige. 2.1 Politische Mitbestimmung in England Feudalismus = Gesellschaftsordnung des Mittelalters Meist stand ein König an der Spitze der Gesellschaft. Von ihm waren die hohen Adeligen und von diesen wieder die niedrigen Adeligen abhängig. Alles Land gehörte dem König. Er gab Teile davon an die Adeligen als Bezahlung für ihre Dienste weiter. Die Bauern, die das Land bewirtschafteten, waren meistens unfrei. Sie gehörten, ebenso wie Sachwerte, zum Besitz der Adeligen, deren Land sie bewirtschafteten. Entwicklung der modernen Demokratie MUSTER

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