GO! 5/6 + E-Book

127 Aufgaben 1 Begründen Sie, weshalb das Ansehen der Bürger ohne Grundbesitz im 5. Jh. v. Chr. stieg. (HM) 2 Erörtern Sie die Unterschiede zwischen der gegenwärtigen und der attischen Demokratie. (PU) 3 Stellen Sie Vermutungen darüber an, was ein Bürger in Athen wissen und tun musste, wenn er an der Volksversammlung teilnahm, und was ein österreichischer Bürger, eine österreichische Bürgerin vor einer Nationalratswahl bedenken sollte. (PO) 4 Recherchieren Sie Möglichkeiten der direkt-demokratischen Mitbestimmung im heutigen Österreich. (PS) 5 Lesen Sie die „Verfassungsdebatte“ des Historikers Herodot auf S. 130 und arbeiten Sie heraus, welche Argumente in diesem Text gegen die Alleinherrschaft eines Königs angeführt werden und was für oder gegen die Demokratie spricht. Überlegen Sie, welche Argumente zu welcher gesellschaftlichen Gruppe gehören könnten. (HM) 6 Diskutieren Sie über die Beweggründe von Regierungschefs der EU wie Viktor Orbán in Ungarn oder Mateusz Morawiecki in Polen, die liberale Demokratie zu demontieren. (PU) Aufbau der Demokratie in Athen nach den Perserkriegen Die Theten, das sind die Athener der 4. Klasse, die besonders während der Perserkriege und während des Peloponnesischen Krieges in der Flotte als Ruderer benötigt wurden, verlangten mehr Beteiligung an den politischen Entscheidungsprozessen. Im Lauf des 5. Jhs. führten die so erzwungenen Veränderungen zu einem immer deutlicheren demokratischen System. An die Stelle der Wahl trat zuerst für die Archonten, dann auch für die Mitglieder des Rates der 500 die Bestellung durch Los. Dieser Rat verwaltete die Finanzen der Stadt, die Heiligtümer und ihre Schätze und kontrollierte den Bau der öffentlichen Gebäude. Die Ratsmitglieder bereiteten auch die Anträge in den Volksversammlungen vor. Weiterhin gewählt wurden jedoch die 10 Generäle (Strategen) und die für Finanzen zuständigen Beamten. Das Kernstück der Mitbestimmung in Athen war die Volksversammlung (Ekklesie), an der jeder von den ca. 30 000 männlichen athenischen Bürgern ab dem 18. Lebensjahr teilnehmen und abstimmen konnte. Sie fasste alle wichtigen Beschlüsse und beschloss die Gesetze. Beinahe ebenso wichtig wie die Volksversammlung waren die Gerichtshöfe (Dikasterien). Ihre Mitglieder wurden ebenfalls ausgelost. Am Ende des Peloponnesischen Krieges (431–404) überlebte dieses politische System zwei Umsturzversuche, die das Ziel hatten, eine Herrschaft der Wenigen (Oligarchie), d.h. der reichen Aristokraten zu errichten. Die Demokratie wurde danach durch Gesetze noch weiter abgesichert. Immer blieben jedoch Frauen, Fremde sowie Sklavinnen und Sklaven von der politischen Mitbestimmung ausgeschlossen Elemente der Demokratie Die attische Demokratie ist gekennzeichnet durch folgende Elemente: • Majorität: Das Mehrheitsprinzip ist die Basis der Entscheidungen in der Volksversammlung. • Direkte Demokratie: An den Abstimmungen in der Volksversammlung können alle Bürger persönlich teilnehmen. • Annuität: Die Amtszeit von Beamten ist auf ein Jahr beschränkt, danach muss gewechselt werden (Rotation). • Amtsträger und Mitglieder der Gerichtshöfe werden durch das Los bestimmt. In zeitgenössischen Texten finden sich Äußerungen zu den Vorzügen und Nachteilen dieser Staatsform. Vorzüge aus Sicht der Anhänger der Demokratie: • Die Mitsprache des Einzelnen ist gewährleistet. • Tüchtige Bürger können sich durchsetzen, auch wenn sie arm sind. • Negative Erscheinungen der Alleinherrschaft (Ausbeutung etc.) treten nicht auf. Nachteile aus Sicht der oligarchischen Gegner: • Der Großteil der Bevölkerung kann sich aufgrund seiner Armut keine Bildung leisten und ist deshalb für die Mitbestimmung nicht geeignet. • Viele Menschen lassen sich dazu verführen, ihre Stimme an den Meistbietenden zu verkaufen. Stand die „Wiege der Demokratie“ wirklich im antiken Athen? Die attischen Demokratie wurde auf einzigartige Weise im 5. und 4. Jh. v. Chr. in dem beschränkten Raum der Halbinsel Attika verwirklicht. Die moderne Demokratie unterscheidet sich in wesentlichen Bereichen von der attischen Demokratie. Kernelemente der modernen Demokratie sind freie, gleiche und geheime Wahlen, die Gewaltenteilung sowie die Geltung der Menschenrechte. Allerdings waren in den modernen Demokratien lange Zeit Frauen von jeder politischen Tätigkeit ausgeschlossen und die Sklaverei wurde in Frankreich erst 1848 abgeschafft, in den USA erst 1865, lange nach der Einführung der Demokratie. Menschen mit „fremder“ Staatsbürgerschaft sind auf nationaler Ebene in den meisten Staaten ebenfalls nicht wahlberechtigt. Entwicklung der Demokratie in Athen MUSTER

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjg5NDY1NA==