10 Historische Kompetenzen Historische Sachkompetenz (HS) In diesem Bereich sind Sie kompetent, wenn Sie Begriffe (z. B. „Imperium“, „Sklaverei“, „Demokratie“) und Konzepte (z. B. „Emanzipation“) zur Erfassung von historischen Sachverhalten kennen und anwenden können. IM BEISPIEL: Sie kennen die Begriffe „Vormärz“, „Biedermeier“, „Restauration“ und können wesentliche Merkmale des „Systems Metternich“ beschreiben. Historische Fragekompetenz (HF) Geschichte gibt Antworten auf Fragen, die wir an die Vergangenheit stellen. Diese Fragen können sehr unterschiedlich sein und hängen immer vom Interesse und vom Standpunkt der Fragenden ab, z. B.: Was haben Menschen in der Antike gegessen? Wie waren sie gekleidet? Wie konnten sie ohne Handys kommunizieren? Ebenso ist es wichtig, in fertigen Geschichtsdarstellungen zu erkennen, welche Fragen an die Vergangenheit die Autorinnen und Autoren damit beantworten wollen. IM BEISPIEL: Fragen an die Karikatur könnten lauten: Wie erging es den Menschen um 1830? Gab es Unterschiede im Leben von Männern und Frauen? Welche Erfahrungen hat der Künstler der Karikatur im frühen 19. Jh. gemacht? Historische Methodenkompetenz (HM) Um Fragen an die Vergangenheit beantworten zu können, brauchen wir Quellen, mit deren Hilfe wir Geschichte rekonstruieren können. Die Aussagen in Geschichtsdarstellungen hängen also nicht zuletzt von den verwendeten Quellen ab. Daher ist es wichtig, zu hinterfragen, auf welchen und auch wie vielen Quellen Geschichtsdarstellungen beruhen, und selbst zu lernen, mithilfe von Quellen Geschichtsdarstellungen zu verfassen. Wir nennen diese Fähigkeit die historische Rekonstruktionskompetenz. Unter der historischen Dekonstruktionskompetenz verstehen wir eine ebenso wichtige Fertigkeit: Häufig begegnen wir in der Gegenwart Darstellungen der Vergangenheit (z. B. in historischen Spielfilmen, in Büchern oder Ausstellungen). „Dekonstruieren“ bedeutet, diese Darstellungen zu entschlüsseln und zu erkennen, welche Absichten hinter einer bestimmten Darstellungsweise stecken. Es bedeutet auch, zu hinterfragen, ob wir den historischen Aussagen einer bestimmten Darstellung vertrauen können. IM BEISPIEL: Der unbekannte Künstler reagierte mit dieser Karikatur auf die vorherrschenden Missstände zur Zeit des Vormärz. Er kritisiert die staatliche Zensur, Propagandamaßnahmen und die Unterdrückung der Meinungsfreiheit. Wir können annehmen, dass der Künstler ein Gegner der Restaurationspolitik war, und müssten eventuell weitere zeitgenössische Quellen analysieren, um zu weiteren historischen Aussagen zu gelangen. Historische Orientierungskompetenz (HO) Der Hauptgrund für die Beschäftigung mit Geschichte besteht darin, dass wir dadurch Gegenwartsphänomene besser verstehen, uns in der Gegenwart besser zurechtfinden und mit Projektionen in die Zukunft besser auseinandersetzen können. IM BEISPIEL: Die Unterdrückung von Meinungs-, Presse- oder Versammlungsfreiheit existiert auch heute noch, zum Beispiel in diktatorischen Systemen. Im 19. Jh. hat das „System Metternich“ zur Revolution von 1848 und schließlich zu weiteren Demokratisierungsprozessen in Österreich (ab 1867) geführt. In unserer Gegenwart wehren sich z. B. Journalistinnen und Journalisten in China oder in der Türkei gegen staatliche Zensurmaßnahmen. Arbeiten mit GO! Geschichte Oberstufe 5/6 MUSTER
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