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117 117.1 Aufgrund der Heiligsprechung von Leopold III. (1073–1136) wurde der Babenbergerstammbaum 1485 vom Propst des Stiftes Klosterneuburg in Auftrag gegeben, um den Pilgern, die zum Grab Leopolds kamen, die Familien- und Lebensgeschichte des Heiligen näherzubringen. Das Bild von Leopold entstand also über 300 Jahre nach seinem Tod. Das Medaillon zeigt den Babenberger mit zwei früh verstorbenen Söhnen. Im Hintergrund sind die Klöster Klosterneuburg, Heiligenkreuz und Klein-Mariazell zu sehen. 2.4 Die Babenberger Der erste Babenberger Leopold/Luitpold erhielt von Kaiser Otto II. einen schmalen östlichen Grenzstreifen des Römisch-Deutschen Reiches. Unter seinen Nachfolgern entwickelte sich dieses durch Donauufer und Urwälder, spärlich bebaute Felder und armselige Dörfer gekennzeichnete Gebiet zu einem ansehnlichen Herzogtum. Herrschaft durch fast drei Jahrhunderte Das Herrschergeschlecht, das sich selbst nie „Babenberger“ genannt hat, regierte rund 270 Jahre und gehörte zu den angesehensten Familien im Heiligen Römischen Reich. Die Frauen stammten aus vornehmen Familien: Markgraf Leopold III. heiratete Agnes, Tochter Kaiser Heinrichs IV. Heinrich II. heiratete Theodora, die Nichte des byzantinischen Kaisers. In Klosterneuburg schuf Leopold III. einen ansehnlichen Regierungssitz mit einem Stift. Die Wahl zum deutschen König nahm er nicht an. Ein Kompromiss löst einen Konflikt Ab 1125 wurde das politische Geschehen in Deutschland vom Konflikt zwischen den Welfen (Herzöge aus Bayern) und den Staufern (Herzöge aus Schwaben) bestimmt. Im Zuge dieser Auseinandersetzungen erhielten die mit den Staufern verwandten Babenberger das Herzogtum Bayern. Der sowohl mit den Staufern als auch mit den Welfen verwandte Kaiser Friedrich I. Barbarossa schlichtete den Streit mithilfe eines Kompromisses: Bayern wurde den Welfen zurückgegeben und, als Gegenleistung, die Markgrafschaft Österreich zum Herzogtum erhoben. Damit konnte der Babenberger Heinrich II. Jasomirgott weiterhin Herzog bleiben. Das Privilegium minus (Kleiner Freiheitsbrief) Die Umwandlung der Mark in ein Herzogtum wurde in der Kaiserurkunde Privilegium minus festgehalten. Außerdem erhielt Heinrich II. Jasomirgott einige Vorrechte, die die persönliche Situation des Herzogpaares berücksichtigten, das zu diesem Zeitpunkt nur eine fünfjährige Tochter hatte: die Mitbelehnung der Herzogin, die weibliche Erbfolge und das Recht, das Herzogtum nach Gutdünken zu vererben, die ausschließliche Gerichtsbarkeit in Österreich sowie die auf Bayern beschränkte Teilnahmepflicht an Reichstagen und die Heeresfolge in der Nachbarschaft. Heinrich II. war damit Herzog eines flächenmäßig kleinen, aber wirtschaftlich starken Landes mit eigenem Recht. Zwei Drittel der bayerischen Märkte lagen in seinem Reich. Heinrich II. förderte die Entwicklung Wiens zur Residenzstadt. Er berief iro-schottische Mönche aus Regensburg in das von ihm gegründete Wiener „Schottenkloster“, in dessen Kirche er und seine Gemahlin bestattet wurden ( S. 79–80). Aufgaben 1 Ermitteln Sie mithilfe der Zeittafel auf S. 149, welches wichtige Ereignis in das gleiche Jahr fällt wie der Regierungsantritt des Babenbergers Leopold III. (HS) 2 Zeigen Sie mithilfe der Zeittafel ( S. 149) auf, welches entscheidende Ereignis in die Regierungszeit Leopolds V. fällt. (HS) 3 Dekonstruieren Sie die Darstellung des Heiligen Leopold nach den auf der S. 76 vorgeschlagenen Schritten. (HM) Leopold V. Heinrichs Sohn Leopold V., Sohn einer byzantinischen Prinzessin und verheiratet mit der Tochter des ungarischen Königs, beteiligte sich 1186 am Italienzug von Kaiser Friedrich Barbarossa und nahm am Dritten Kreuzzug teil. Dort geriet er mit dem englischen König Richard Löwenherz in Streit und nahm ihn bei dessen Rückkehr in Wien gefangen. Das ungeheure Lösegeld verwendete er u. a. zur Gründung der Städte Wiener Neustadt und Friedberg ( S. 108). Die Anfänge Österreichs MUSTER

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