115 Um 15 v. Chr. eroberte Kaiser Augustus die Alpen- und Voralpengebiete. Unter Kaiser Claudius (41–54 n. Chr.) wurde aus dem selbstständigen Königreich Noricum eine römische Provinz. Der Inn bildete die Grenze zur Provinz Rätien, im Osten und Süden schloss sich die Nachbarprovinz Pannonien an. Imperium Romanum Die Römerzeit im heutigen Österreich dauerte ca. 500 Jahre. Entscheidend war die Donaugrenze, die durch zahlreiche Kastelle und Legionslager befestigt wurde. Das Landschaftsbild wurde durch Obst und Weinkulturen verändert, ein meisterhaft angelegtes Straßennetz durchzog die Landschaft, und über zwölf Generationen wurden Sitten und Bräuche, Rechtsempfinden, Finanzwesen und Handel durch das Imperium geprägt. Während der Herrschaft der Römer gab es durch Zuzug und Ansiedlung ein starkes Bevölkerungswachstum. Im Frühsommer des Jahres 488 n. Chr. verließen die letzten römischen Truppen die Donaugrenze. Zurück blieben Kelten und Romanen, die sich das Gebiet mit Splittergruppen einwandernder Goten, Alemannen, Franken, Thüringer und anderer herumziehender Barbarengruppen teilten – sie alle wurden zu Vorfahren der Bajuwaren. Die Bajuwaren – Germanen oder …? Der Eintritt der Bajuwaren in die Geschichte vollzog sich unauffällig und ohne schriftliche Dokumentation. Erstmals erwähnt werden sie 551 n. Chr. in den Aufzeichnungen des gotischen Geschichtsschreibers Jordanes. Da wenig über sie bekannt ist, entstanden verschiedene Spekulationen und Mythen über ihre Geschichte. Ein solcher Mythos lautet, die Bajuwaren seien ein „rassereiner“ germanischer Heldenstamm gewesen, der während des Rückzugs der Römer aus den Provinzen Rätien und Noricum das Gebiet zwischen Donau und Alpen in deutschen Besitz nahm. Nach neuesten Forschungen hat sich der Stamm der Bajuwaren erst durch die Vermischung von einwandernden Stämmen mit der romanischen Bevölkerung, die seit der Römerzeit im Gebiet zwischen Donau und Alpen lebte, gebildet. Wie Gräberfunde zeigen, wurden auch Hunnen in diesen Stamm integriert. Die Bajuwaren gewährten nach Fischer Flüchtlingen aus dem alemannischen Bereich Asyl, die in Bayern Schutz suchten. Archäologische Funde weisen darauf hin, dass sich auch zahlreiche Slawen auf bajuwarischem Gebiet ansiedelten und integriert wurden – die Siedlungsgebiete slawischer Stämme grenzten im Norden, Osten und Süden an das der Bajuwaren. Entwicklung ab dem 10. Jahrhundert Die Bundesländer Ober- und Niederösterreich, Steiermark, Kärnten, Tirol und Salzburg stehen in der Tradition hochmittelalterlicher Länder, die sich ab dem 10. Jh. aus dem Herzogtum Bayern herauslösten. Sie hatten ein eigenes Landrecht, zu dessen Durchführung sich Landesfürst und Landesadel zu gemeinsamen Gerichtstagen trafen. In Kärnten lebt Karantanien fort. Der Name, 811 erstmals datierbar erwähnt, ist keltischer Herkunft und bedeutet „Land der Stein- und Felsleute“. 976 wurde Karantanien ein Herzogtum des Heiligen Römischen Reiches und damit das älteste mittelalterliche Land auf österreichischem Boden. Die Steiermark hat ihren Namen nach der 985/91 erstmals genannten Stirapurhc, der Burg Steyr an der Mündung des gleichnamigen Flusses. Nach dem Tod des 1180 zum Herzog erhobenen Otakar (Ottokar) IV. erbten die Babenberger 1192 das Gebiet. Der Name Tirol leitet sich von der Stammburg der Grafen von Tirol bei Meran ab. Im 13. Jh. vereinigte Meinhard II. viele Gebiete des heutigen Tirol unter seiner Herrschaft und verwendete erstmals den Namen Tirol. Das Kloster St. Peter war die Wiege des späteren Erzbistums Salzburg. 1228 erhielten die Erzbischöfe vom Kaiser die Landeshoheit über ihre Besitzungen. 1805 verloren sie ihre Macht und 1816 kam Salzburg zu Österreich. Das Land vor dem Arlberg war im Besitz verschiedener Grafenfamilien aus dem Haus Montfort. 1363 fassten die Habsburger in Vorarlberg Fuß. „Auch wenn es einigen Herren, die das historische Material nicht zur Kenntnis nehmen wollen, nicht gefällt: Die Bajuwaren sind ein Mischvolk aus Kelten, Romanen, Gruppen verschiedener Germanenstämme, Flüchtlingen, Zuwanderern und Slawen.“ Fischer/Geisler, Herkunft und Stammesbildung der Baiern aus archäologischer Sicht. Nach: Profil Nr. 41, 10/1996. 2.2 Österreich im Frühmittelalter – ein Einwanderungsland? Aufgaben 1 Arbeiten Sie aus den Aussagen von Univ.-Prof. Dr. Mazohl ( S. 114) heraus, welche staatlichen Gebilde seit dem Mittelalter als „Österreich“ bezeichnet wurden. Präsentieren Sie die Ergebnisse in einer Tabelle. (HM) 2 Informieren Sie sich im Internet über wichtige Ereignisse der österreichischen Geschichte, die gefeiert werden, und ermitteln Sie historische Festtage ihres Bundeslandes. (HO) 3 Diskutieren Sie in einer Kleingruppe, ob der „Namenstag“ Österreichs gefeiert werden soll. Nennen Sie Ereignisse aus der österreichischen Geschichte, die Sie feiern würden. (HO) Die Anfänge Österreichs MUSTER
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