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113 2 Die Anfänge Österreichs 2.1 „Was heißt eigentlich Österreich?“ Diesen Titel gab der österreichische Historiker Gerald Stourzh 1996 einem Buch, das er anlässlich der TausendJahr-Feiern Österreichs verfasste. War „Ötzi“ ein Österreicher? Wer durch Österreich reist, begegnet Zeugnissen aus vielen tausend Jahren Siedlungs- und Kulturgeschichte. Jene Menschen, die die Venus von Willendorf schufen oder die Pfahlbauten am Mondsee errichteten, fühlten sich jedoch nicht als „Österreicher“, einen Staat innerhalb der heutigen Grenzen gibt es erst ab 1918. Auch dass „Ötzi“ in Bozen und nicht in Innsbruck zu besichtigen ist, hat mit Grenzziehungen und Identitäten des 20. Jhs zu tun. Wandel prägt den Kulturraum Ein Blick auf die Geschichte dieses Kulturraumes zeigt, dass dieses Gebiet in die großen Linien der europäischen Geschichte eingebunden ist. Kelten und Römer hinterließen hier ihre Spuren, im Mittelalter spielten die Kirche und adelige Herrschaftsgeschlechter wie die Babenberger und die Habsburger eine wichtige Rolle und trugen zur Entwicklung territorialer Herrschaftsgebiete bei. Das Gebiet gehörte jahrhundertelang zum deutschen Kaiserreich und war Teil des multinationalen Österreich-Ungarn. Neue österreichische Identität nach 1918 Nach dem radikalen Bruch von 1918 wurde überlegt, ob der mit der Monarchie verbundene Name „Österreich“ überhaupt noch weiter verwendet werden sollte. Der damalige Staatskanzler Karl Renner sprach sich am 15. September 1918 für die Bezeichnung „Deutsche Alpenlande“ aus. Eine neue österreichische Identität entwickelte sich erst nach dem Jahr 1945, nach dem Zusammenbruch des NS-Staates, dem Österreich nach dem von vielen umjubelten Anschluss (1938) bis zum Ende des 2. Weltkrieges (1945) angehört hatte. Neuer Nationalstolz Meinungsumfragen zu Beginn des 21. Jhs., z. B. eine US- Studie aus dem Jahr 2003/2004, bestätigen Österreicherinnen und Österreichern einen stark ausgeprägten Nationalstolz (vgl. http://sciencev1.orf.at/science/news/143609, Juni 2013). Im internationalen Vergleich wird er nur von der Bevölkerung der USA, Venezuelas und Australiens übertroffen. Identität und Nationalgefühl werden auch über gemeinsame Erinnerungen geschaffen. Die Bemühungen der Zweiten Republik, eine eigene österreichische Identität zu entwickeln, beeinflussten und beeinflussen auch die Sicht auf die österreichische Geschichte. 113.1 Plakat der Österreich-Werbung aus dem Jahr 2020. Aufgaben 1 Beschreiben Sie, welches Bild von Österreich in der Werbung transportiert wird. Entwickeln Sie selbst ein historisch geprägtes Österreichbild und präsentieren Sie dieses in einem Format Ihrer Wahl. (HM) Die Anfänge Österreichs MUSTER

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